- am 19.01.2012
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- in der Kategorie Allgemeine Meldungen aus der Region
Oberlandstrecken gehen erneut in den Wettbewerb
Es war in den 90er Jahren das erste Wettbewerbsprojekt im bayerischen SPNV: Das Netz im bayerischen Oberland mit den Strecken von München nach Bayrischzell, Lenggries und Tegernsee wurde erstmals im Auftrag des Freistaats an einen Wettbewerber der noch jungen Deutschen Bahn AG vergeben. Der damals erfolgreiche Bieter Connex, heute Veolia Verkehr, muss sich nun erneut einem Ausschreibungsverfahren für die Oberlandstrecken stellen. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regionalverkehr im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert, gab am 17. Januar 2012 den Startschuss für das Verfahren. Schlusstermin für den Eingang der Angebote ist der 02.07.2012. Die Zuschlags- und Bindefrist endet am 15.10.2012.
Mit der Vergabe im Wettbewerb konnte der Freistaat seinerzeit das Bahnangebot zwischen München, Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries für die Fahrgäste erheblich verbessern. Das Kuppel- und Flügelkonzept, der neue Fahrplan mit stündlichen umsteigefreien Verbindungen von und nach München wurden - nach durchaus schweren Geburtswehen - zu einem Erfolgsmodell und Markenzeichen für die gesamte Region. Der Verkehrsvertrag zwischen BEG und BOB endet vertragsgemäß im Dezember 2013.
Die neue Ausschreibung im Oberland kann aber nicht nach Schema F erfolgen. Denn die Fahrzeuge des Typs Integral wurden vom Freistaat mitfinanziert, ebenso wie die Werkstatt in Lenggries. Die BEG wird deshalb dem künftigen Betreiber die Nutzung der Integrale sowie der Werkstatt vorschreiben. Außerdem kann nur durch den Wiedereinsatz der besonders leistungsfähigen Integral-Fahrzeuge das anspruchsvolle Fahrplan- und Betriebskonzept der Oberlandbahn weiter gefahren werden. Weil durch diese Vorgabe ein sogenannter Betriebsübergang im arbeitsrechtlichen Sinn stattfindet, muss der künftige Betreiber die in der Werkstatt und im Betrieb beschäftigten Arbeitnehmer zu den bisherigen Konditionen übernehmen. Damit möchte man nach Angaben der BEG auch das für den Betrieb des Integrals nötige Fachwissen vor Ort sichern.
Der neue Vertrag soll ab Dezember 2013 für elf Jahre laufen. Die BEG schreibt insgesamt drei Betriebsstufen aus. Das Verkehrsangebot soll im Vergleich zum heutigen Fahrplan zunächst in den ersten beiden Betriebsstufen um bis zu 14 Prozent ausgeweitet werden. In einer vom Ausbau der Infrastruktur abhängigen dritten Stufe sind weitere Angebotsverbesserungen vorgesehen.
Mit Start der ersten Betriebsstufe Ende 2013 will die Bayerische Eisenbahngesellschaft das Fahrplanangebot in den Hauptverkehrszeiten verbessern. So wird die BEG im morgendlichen Berufsverkehr den Fahrplan stadteinwärts erweitern. Es wird einen neuen Frühzug aus Lenggries und Schliersee geben, der bereits gegen 05:40 Uhr in München Hbf eintrifft. Darüber hinaus wird der Zug aus Lenggries, der gegen 07:30 Uhr am Münchner Hauptbahnhof ankommt, eine Verdoppelung der Platzkapazitäten erhalten. Am Nachmittag finanziert die BEG weitere Fahrten aus München in Richtung Oberland, so dass die Züge zwischen 15 und 19 Uhr im Halbstundenrhythmus verkehren. Auch an den Wochenenden bestellt der Freistaat mehr Fahrten ins Oberland und zurück. Bisher nur in der Hochsaison verkehrende Ausflugszüge fahren dann ganzjährig. Insgesamt werden am Wochenende zwischen München, Holzkirchen und Schliersee/Lenggries vier, zwischen München und Tegernsee sogar sechs Fahrten zusätzlich angeboten. An Werktagen sind es zwischen München, Holzkirchen und Lenggries/Tegernsee acht, zwischen München und Schliersee/Bayrischzell zwei Fahrten mehr.
Die beiden ersten Betriebsstufen unterscheiden sich vor allem in der Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge. Für das verdichtete Angebot sind – neben der gesamten Integral-Flotte – weitere Fahrzeuge erforderlich. Damit das Ausschreibungsprojekt planmäßig starten kann, hat die BEG einen Fahrplan entwickelt, der in der ersten Betriebsstufe mit zunächst sechs zusätzlichen Fahrzeugen gefahren werden kann. Spätestens zum Start der zweiten Betriebsstufe Ende 2015 fordert die BEG nochmals fünf weitere Fahrzeuge, wodurch einzelne weitere Zugleistungen angeboten werden können. Geplant sind auch ergänzende Direktverbindungen von und nach München.
Die Infrastruktur entspricht in den ersten beiden Betriebsstufen weitgehend dem Status quo. Die Reisezeiten bleiben überwiegend bei den heutigen Zeiten. Auf den eingleisigen Strecken südlich von Holzkirchen führen die zusätzlichen Züge jedoch zu vermehrten Zugbegegnungen, die vereinzelt geringfügige Fahrzeitverlängerungen zur Folge haben.
Auch die dritte Betriebsstufe soll Verbesserungen bringen, steht aber unter der Voraussetzung, dass eine Kreuzungsmöglichkeit in Fischbachau und eine dritte Bahnsteigkante in Schaftlach geschaffen wird. In den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag könnten die Fahrgäste dann halbstündlich von München nach Schliersee und Bayrischzell fahren, an Freitagen bereits von 13 bis 17 Uhr. Außerdem könnten einige Taktlücken geschlossen werden. Im Ausflugsverkehr am Wochenende wäre ein Halbstundentakt zwischen 8 und 11 Uhr von München Richtung Schliersee und Fischbachau möglich. Zurück ginge es im Halbstundentakt zwischen 16:45 Uhr und 19:45 Uhr. Mit der Fertigstellung der dritten Bahnsteigkante in Schaftlach könnten zwischen Tegernsee und Schaftlach statt einzelner Busleistungen mehr Züge verkehren.
Alle Züge zwischen München und Holzkirchen werden künftig mit Zugbegleitern besetzt sein. Zwischen Holzkirchen und Bayrischzell, Lenggries und Tegernsee muss mindestens jeder zweite Zug mit Servicepersonal besetzt sein. Außerdem fordert die Bayerische Eisenbahngesellschaft die Beibehaltung der personenbedienten Verkaufsstellen am Münchner Hauptbahnhof, in Holzkirchen, Bad Tölz, Lenggries, Tegernsee, Miesbach und Schliersee mit zum Teil deutlich längeren Öffnungszeiten von 70 Stunden pro Woche, davon mindestens 12 Stunden am Wochenende.
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