- am 20.10.2009
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie Straßenbahn
Achsbruch bei KT4D entstand durch Lagerschaden
Am gestriegen Montag verlor der, auf der Linie M4 eingesetzte, KT4Dt 7033 gegen 15 Uhr bei der Einfahrt in die Aufstellanlage Große Präsidentenstr. am Hackeschen Markt ein Rad, ohne zu entgleisen. Wie die BVG heute mitteilte, sorgte ein Lagerschaden für den Bruch der Achse und damit zum Radverlust. „Wir können jetzt, nach eingehenden Untersuchungen, mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich um einen Einzelfall, und nicht um eine bauartbedingte Schadensserie handelt“, erklärte der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski.
Die BVG teilte mit, dass noch in der Nacht alle 237 Tatra-Fahrzeuge einer Sichtprüfung unterzogen wurden. Dabei seien keine Anzeichen für mögliche Schäden entdeckt worden. Die betroffene Achse hätte bis zur nächsten Inspektion noch 70.000 km laufen dürfen. Üblicherweise werden Drehgestelle alle 500.000 km einer sogenannten Hauptuntersuchung unterzogen. Dabei werden die Drehgestelle komplett zerlegt und alle Einzelteile auf Verschleiß überprüft.
In Absprache mit der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) des Landes Berlin hat die BVG ergänzende Inspektionen an den Fahrwerken festgelegt:
1. 83 Achsen mit einer Laufleistung von 270.000 km bis 500.000 km werden einer außerordentlichen Inspektion unterzogen. Hierbei erfolgt eine Ultraschallprüfung der Achsen auf Risse und eine Überprüfung der Lager.
2. 165 Achsen, deren Laufleistung zwischen 200.000 und 270.000 km seit der letzten Inspektion liegt, erhalten eine intensive Kontrolle der Lager der Achsen.
3. Für alle 237 Tatra-Fahrzeuge erfolgt monatlich darüber hinaus eine Zusatzüberprüfung der Achsen durch Sichtkontrolle.
„Die Sicherheit der Fahrgäste ist unser höchstes Gut! Wir gehen jetzt nicht zur Tagesordnung über, sondern reagieren mit den zusätzlich festgelegten Maßnahmen angemessen und besonnen auf die Situation.“, erklärte Sturmowski auch mit Blick auf die noch immer anhaltenden Probleme bei der Berliner S-Bahn.
Zudem sieht die BVG derzeit keine Veranlassung die Tatra-Fahrzeuge aus dem Liniendienst zu nehmen. Leistungen fallen daher zumindest nicht wegen Fahrzeugmangel aus.
Der Typ KT4D unfasst über 1.000 nach Deutschland gelieferte Fahrzeugen. Mehr als 500 davon waren unter anderem bei den Berliner Verkehrsbetrieben im Einsatz. Die verbliebenen 237 Fahrzeuge der Typen KT4D und KT4Dt wurden unfassend modernisiert und sollen ab 2011 nach und nach durch die neuen Fahrzeuge vom Typ Flexity abgestellt werden. Der letzte reguläre Fahrgasteinsatz bei der BVG ist derzeit für 2017 angedacht. Andere Betriebe planen noch bis 2020 mit diesen Fahrzeugen.
Einen Achsbruch gab es vor fast einem Jahr, am 11.11.2008, auch im benachbarten Potsdam. Dort wurde am Wagen 159, einem ehemaligen Berliner Wagen, nach längerer Suche ebenfalls ein defektes Lager als Unfallursache ermittelt. Der Zug war dort zwar als Fahrgastfahrt unterwegs, konnte jedoch problemlos anhalten. Laut ViP-Geschäftsführer Martin Weis, hätte auch eine Geschwindigkeit von 60 km/h nicht zur Entgleisung geführt.
(Foto: KT4D-Traktion zur Kapazitätserhöhung auf der Linie M6 an der Moll-/ Otto-Braun-Str., am 31. Juli, während der S-Bahn-Betriebseinstellung auf der Stadtbahn - Tom Gerlich)
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