- am 19.01.2017
- auf der Aktuellseite München
- in der Kategorie Allgemeine Meldungen aus der Region
Gründer der Aktion Münchner Fahrgäste gestorben
Die Aktion Münchener Fahrgäste trauert um ihren Gründer und Sprecher Andreas Nagel. Dieser verstarb völlig unerwartet im Alter von 57 Jahren am vergangenen Freitag infolge einer Lungenembolie. Der aus Tübingen stammende Diplom-Ingenieur für Schienenverkehrstechnik kam in den 80er Jahren zum Studium nach München. Damals war die Zukunft der Münchner Straßenbahn keineswegs gesichert. Mit der 1989 gegründeten Aktion Münchner Fahrgäste wurde ein Sprachrohr geschaffen, das einen maßgeblichen Einfluss auf die politische Diskussion ausübte. Erst 1991 bekannte sich der Münchner Stadtrat zum endgültigen Erhalt und Ausbau der Münchner Tram, dem seitdem knapp 25 Kilometer neu oder wieder in Betrieb genommene Streckenabschnitte gefolgt sind.
Andreas Nagel initiierte 1994 erstmals eine Christkindl-Tram in München. Seit 1997 gab es den ehrenamtlich betriebenen Info-Kiosk im Stachus-Untergeschoss, der aufgrund von Umbauarbeiten inzwischen zum Isartor umziehen musste. Im gleichen Jahr ging auch der MVV-Fahrgast-beirat an den Start, deren Sprecher er in den ersten beiden Amtszeiten war. Auch die Silvester-S-Bahn geht auf eine Initiative von ihm zurück.
Nagel kämpfte leidenschaftlich für vielfältige Verbesserungen im Nahverkehr. Er setzte sich für den "Takt 10 bis 10" ein, der 2013 an den Start ging. Die Wiedereinführung einer Buslinie in Moosach erkämpfte er mit den durch den U-Bahn-Bau abgehängten Anwohnern. Im Januar 2004 erhielt die Aktion Münchner Fahrgäste mit der Aktion Mobil e. V. eine gemeinnützige Dachgesellschaft.
Für besondere Leistungen verlieh Nagel Verantwortlichen und Politikern Preise: 2009 würdigte er S-Bahn-Chef Bernhard Weißer für die gute Kommunikation, die dieser mit den Fahrgästen, den Anwohnern und den politisch Verantwortlichen pflegt. Der damalige OB Christian Ude erhielt den Goldenen Schienennagel für seinen Trambahnausbau, während CSU-Fraktionschef Hans Podiuk für die Blockadepolitik beim ÖPNV-Ausbau den goldenen Hemmschuh verliehen bekam.
Nach dem Tod von Dominik Brunner initiierte Andreas Nagel das Zivilcourage-Training "mit Herz und Verstand". Mit Unterstützung des Polizeipräsidiums München, der Bundespolizeiinspektion München, der Dominik-Brunner-Stiftung, des MVV sowie der Münchner Feuerwehr wurden und werden jeden Monat kostenfreie Verhaltenstrainings für Fahrgäste im Verkehrszentrum des Deutschen Museums durchgeführt. 2012 erhielt Nagel hierfür den Bayerischen ÖPNV-Preis sowie den Deutschen Schienenverkehrspreis.
Auch beruflich drehte sich bei Nagel alles um den Schienenverkehr. Bei Krauß-Maffei in Allach, inzwischen Siemens Transportation Systems, nahm der Eisenbahningenieur Lokomotiven in Betrieb. Nagel gestaltete München auch politisch. Seit 22 Jahren war er für die Partei David contra Goliath (DacG) Mitglied des Bezirksausschusses BA 13 (Bogenhausen).
Andreas Nagel war keineswegs immer bequem und hat so manch Verantwortlichen den Spiegel vorgehalten und oft den Finger in die Wunde gelegt. Ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Belange des ÖPNV wird angesichts der großen Herausforderungen, vor denen der Verkehr im Großraum München steht, in Zukunft fehlen.
Alle Rechte an den hier veröffentlichten Texten und Bildern liegen ausschließlich bei BahnInfo
bzw. den jeweiligen Autoren. Eine weitere Veröffentlichung der Bilder und Texte (dazu zählt
auch die Verwendung auf anderen Internetseiten) ist ausschließlich mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung der BahnInfo-Redaktion bzw. des jeweiligen Autoren gestattet.