- am 23.09.2013
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- in der Kategorie S-Bahn
Fahrgastsprechtag S-Bahn 2013
Am 19.09.2013 lud der Berliner Fahrgastverband IGEB zum Fahrgastsprechtag S-Bahn ein, auf dem sich Peter Buchner, Sprecher der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH, den zum Teil kritischen Fragen des Fahrgastverbandes und des Publikums stellte. Als Veranstaltungsort diente wie auch in den letzten Jahren schon die Kantine der Deutschen Bahn an der Caroline-Michaelis-Straße unweit des Nordbahnhofs.
Fahrzeuge
Die Fahrzeugthemen der letzten Jahre wie z. B. der Radsatztausch bei der Baureihe 481 sind größtenteils abgearbeitet. Dies zeigt sich auch an der Verfügbarkeit der Fahrzeuge, die kontinuierlich steigt. Allerdings bereitet die Wiederinbetriebnahme der Baureihe 485 mit 80 Viertelzügen weiterhin große Probleme. Noch immer befinden sich 7 Einheiten in der Hauptwerkstatt Schöneweide. Vor allem die stärker als angenommen beschädigten Karosserien und Maßabweichungen führen hier zu Verzögerungen. Inzwischen wird evaluiert, was an diesen Fahrzeugen umgebaut werden muss, damit diese über 2017 hinaus für mindestens sechs Jahre noch im Einsatz bleiben können. Aufgrund der viel zu spät gestarteten Ausschreibung des Teilnetzes Ring und der dadurch bis 2017 fehlenden Neufahrzeuge kann auf diese Fahrzeuge nicht verzichtet werden.
Die neue Besandungsanlage ist nun in der Lage dem Fahrer den Füllstand anzuzeigen. Damit ist es nun auch möglich, rechtzeitig eine notwendige Befüllung zu erkennen und vorzunehmen. Die Anlage hat allerdings noch ihre Probleme, die derzeit gelöst werden. Ein Innenumbau der Baureihe 481, auch um die Zugluftprobleme im Fahrgastraum zu lösen, ist derzeit nicht prioritär, ebenso wenig die Ertüchtigung der Panorama-S-Bahn. Dafür gibt es aber die Hoffnung, einen historischen Weihnachts-S-Bahnzug nächstes Jahr wieder anbieten zu können.
In den Fahrzeugen der Baureihe 481 macht sich nach der Umrüstung der Gleitschutzsysteme unter bestimmten Bedingungen im geringen Geschwindigskeitsbereich ein Ruck bemerkbar, dessen genaue Ursache noch nicht evaluiert werden konnte.
Erneut wurde ein externer Expertenkreis einberufen, der die derzeitigen Schritte der Berliner S-Bahn hin zu einem Normalbetrieb genau analysiert hat und weitere Maßnahmen vorschlagen soll. Die Ergebnisse werden in Kürze erwartet, der Presse vorgestellt und in einer Kurzfassung im Internet veröffentlicht.
Fahrgastinformationen
Das seit 2010 laufende Programm der Ausrüstung der Bahnhöfe mit dynamischen Fahrgastinformationssystemen (DFI, an 134 Bahnhöfen) bzw. dynamischen Schriftanzeigern (DSA, an 34 Bahnhöfen) steht vor dem Abschluss. Es fehlen nur noch Bahnhöfe entlang der östlichen S5 und der S3 sowie die sich derzeit im Umbau befindlichen Bahnhöfe Warschauer Straße und Ostkreuz. Wenn wieder Investitionsvolumen vorhanden ist, will die S-Bahn darauf drängen, dass alle Bahnhöfe mit DFI ausgestattet werden, da diese erheblich mehr Informationen anzeigen können als die DSA. Dann sollen auch die Standorte der bisherigen DFI auf den Bahnsteigen geprüft und wenn notwendig verlegt werden. Derzeit ist dies nicht möglich, da die DFI zum einen nicht gerade wenig wiegen und zum anderen auch die Anschlüsse verlegt werden müssten, abgesehen von den zusätzlichen Kosten. Neben der Vollausstattung mit DFI sind auch Übergangsanzeiger (auch zur U-Bahn) für das nächste Paket angedacht.
Im Gegensatz zur BVG wird die S-Bahn auch weiterhin keine Werbung und allgemeine Informationen über die DFI verbreiten. Laufzeilen gibt es nur bei Betriebsstörungen entlang der Strecke, in den anderen Teilnetzen oder auch bei der U-Bahn.
Um auch in den Zügen bessere Fahrgastinformationen anbieten zu können, werden bei allen Baureihen die Bordrechner ausgetauscht. Neufahrzeuge und auch neue DFI sollten farbige Anzeiger erhalten, um z. B. die Liniennummer in den aus Netzplänen bekannten Farben anzuzeigen. Dies würde auch den im Sehvermögen eingeschränkten Fahrgästen zu Gute kommen.
Die Homepage der Berliner S-Bahn ist erneuert worden und liefert nun wie die Seite des VBB Echtzeitinformationen, nachdem die Schnittstelle hierfür in Betrieb genommen werden konnte. Sie hat allerdings noch ihre Schwierigkeiten mit Zugtauschen und Gleiswechseln. Bis zum Ende diesen Jahres sollen diese Probleme behoben werden.
Gerade bei Baumaßnahmen mit Einschränkungen im Betrieb sind zuverlässige Fahrgastinformationen wichtig. Hier hat die S-Bahn Neuerungen wie Perlschnüre, bessere Plakatierung und Beschilderungen, auch beim SEV-Bus, eingeführt.
Baumaßnahmen
Für dieses Jahr stehen noch die Erneuerung der Gleise der Nordsüd-S-Bahn zwischen Nordbahnhof und Anhalter Bahnhof bevor, die zu einer Streckensperrung vom 22.11. bis zum 08.12. führen. Als Umfahrung dient vor allem die U6, die nach derzeitigem Stand rechtzeitig wieder den durchgehenden Betrieb aufnehmen wird. Vom 27.09. bis zum 21.10. wird die östliche S5 zwischen Fredersdorf und Strausberg Nord gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Hier werden die Gleise grunderneuert. Am Bahnhof Schöneweide beginnen die Erneuerungen der Brücken über den Sterndamm, die zu gelegentlichen Einschränkungen im Betrieb führen werden. Diese Arbeiten sollen vom Oktober 2013 bis zum Juni 2014 andauern.
Das Betriebswerk Friedrichsfelde befindet sich weiterhin in der Instandsetzung. Die östlichen Gleisanlagen wurden inzwischen neu aufgebaut, die neue Abstellanlage folgt in Kürze, ebenso die Hightech-Waschanlage, die auch zum Auftauen von Zügen im Winter genutzt werden kann. Der Umbau der Halle steht noch an. Das Werk ist derzeit noch gering belastet, was dem Fehlen der S3-Fahrzeuge geschuldet ist, die derzeit aufgrund des Inselbetriebs im Werk Erkner gewartet werden, welches hierfür erneuert wird. Diese Erneuerung kommt auch den historischen Fahrzeugen zu Gute, die in Erkner abgestellt sind.
In den Jahren 2016 und 2017 soll die Abstellanlage Tempelhof vollständig in Betrieb gehen. Die Bahnhöfe Prenzlauer Allee, Westkreuz und Westend sollen zweite Ausgänge erhalten. Bis auf Westkreuz sollen die Bauarbeiten hierfür 2014 starten.
Netzausbau
Der zweigleisige Ausbau des Bahnhofs Wildau ist so gut wie fertig, so dass zum Fahrplanwechsel in diesem Dezember die Züge der S8 in der Hauptverkehrszeit über Zeuthen hinaus nach Königs Wusterhausen verlängert werden könnten. Zusammen mit der S46 würde dann ein 10-Minuten-Takt angeboten werden. Ob diese Maßnahme kommt, ist allerdings noch nicht sichergestellt.
Auch zwischen Strausberg und Hegermühle ist teilweise ein zweites Gleis vorgesehen, um den 20-Minuten-Takt bis nach Strausberg Nord anbieten zu können. Die Planungen hierfür sind abgeschlossen. Aktuell werden die Baugelder eingetrieben. Ein zweites Gleis nach Spindlersfeld und in Lankwitz sowie ein drittes Gleis in Westend sind aktuell kein Thema.
Die sogenannte S21 ist zwischen Westhafen bzw. Wedding und Hauptbahnhof in Bau. Der ursprünglich geplante Zwischenhalt an der Perleberger Brücke ist weiterhin nicht Sicht, trotz bereits vorhandenem und noch entstehendem Fahrgastpotential. Diesen müsste der Berliner Senat finanzieren. Die (auch betrieblich) sehr sinnvolle Weiterführung der S21 zum Potsdamer Platz ist derzeit nur im Gespräch.
Für Verlängerungen gibt es aktuell keine konkreten Planungen, zumal der Brandenburgische Verkehrsminister eine ablehnende Haltung diesbezüglich besitzt und eher den Regionalverkehr bevorzugt. Gleichwohl gibt es sinnvolle Projekte wie Spandau - Falkensee, wo hinsichtlich des in den nächsten Jahren geplanten zunehmenden Fernverkehrs keine Kapazitäten mehr für einen noch dichteren aber notwendigen Regionalverkehr bestehen. Hinzukommt noch das Nadelöhr Bahnhof Spandau. Eine Verlängerung nach Velten wäre nur dann sinnvoll, wenn die Gelder vom Regionalverkehr zur S-Bahn umgeschichtet und der RE6 Hennigsdorf auslassen würde. Letzteres widerspricht aber den aktuell verfolgten Plänen, den RE6 über die Kremmener Bahn direkt zum Bahnhof Gesundbrunnen zu führen.
Aktuelle Performance, Kennzahlen
Momentan werden 530 Fahrzeuge für den Betrieb benötigt, die mit einer kleinen Reserve auch zur Verfügung stehen. Diese Reserve bilden die Fahrzeuge, die für die Inbetriebnahme der S-Bahnstrecke zum neuen Flughafen Berlin-Brandenburg benötigt werden, dessen Inbetriebnahme allerdings derzeit nicht in Sicht ist. Allerdings verkehren noch nicht alle Zuggruppen in der bestellten Zuglänge. Dies betrifft vor allem die S45 und die S85. In Berlin werden 99,2 Prozent und in Brandenburg 100 Prozent der bestellten Zugleistung gefahren. Die Betriebsleistung ist derzeit höher als vor der Krise, was auch dem Fahren von schon vor der Krise bestellten Leistungen, wie z. B. des 10-Minuten-Takts nach Teltow, geschuldet ist.
Die Pünktlichkeit laut Verkehrsvertrag (ohne höhere Gewalt, dafür aber mit allen bestellten und nicht gefahrenen Zügen) pendelt zwischen 90 und 95 Prozent, mit seit diesem Jahr steigender Tendenz. Die Vorgabe liegt bei 96 Prozent. Die Pünktlichkeit aus Fahrgastsicht (mit höherer Gewalt, dafür aber nur Fahrplanfahrten betrachtend) liegt bei 95 Prozent. Probleme bereiten hier neben den Einflüssen von außen, wie Signalstörungen, die Besandungsanlagen. Meldet diese, dass nur noch ein Füllgrad von 30 Prozent vorliegt, darf nur noch mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h gefahren werden.
Im Jahr 2012 nutzen 395 Millionen Fahrgäste die Berliner S-Bahn. In diesem Jahr werden drei Prozent mehr erwartet. Allerdings ist dies nur geschätzt, da es nur alle drei Jahre verlässliche Zahlen gibt, die auf Fahrgasterhebungen beruhen. Letztmalig fand eine solche Erhebung 2012 statt. Die Verkehrsleistung betrug im letzten Jahr 4.101 Millionen Personenkilometer, was gegenüber 2011 ein starkes Wachstum ist. Allerdings gab es 2012 diverse Einschränkungen im Regionalverkehr, unter anderem die Sperrung in Grunewald, die die Zahl deutlich hat anwachsen lassen.
Die Vertriebseinnahmen sind weiterhin ansteigend, allerdings nur noch auf niedrigem Niveau (plus 2,6 Prozent zu 2012). Die BVG ist hier momentan erfolgreicher. Die Abonnementzahlen liegen knapp unter 200.000. Auch hier ist die Steigung nur noch minimal. Gleiches gilt für die BVG. Erfreulich ist, dass die durch die Subventionen in den letzten Jahren gewonnenen Neukunden gehalten werden konnten.
Sonstiges
- Die Bewerbungsfrist für die Ausschreibung Teilnetz Ring ist abgeschlossen. Die S-Bahn Berlin hat sich mit mehreren Konstellationen beworben und wartet nun auf die Unterlagen vom VBB. Im Jahr 2014 soll das Teilnetz Stadtbahn und 2016 das letzte Teilnetz Nord-Süd ausgeschrieben werden.
- An Bahnsteigen darf nicht mehr mit besetzten Zügen gestärkt und geschwächt werden, so dass Fahrzeugtausche notwendig sind und die Fahrgäste zwischen den Zügen umsteigen müssen.
- Das Abfertigungsverfahren mit Monitoren analog zu Hamburg befindet sich in der Abnahme und soll zum Jahreswechsel starten. Hierfür sind teilweise auch Umbauten an den Bahnhöfen notwendig.
- Nach der S1 Nord soll nun die S25 Süd mit ZBS ausgerüstet werden.
- Die Frage, ob zukünftig die S1 oder die S7 dauerhaft nach Potsdam fahren soll, soll eine Markterhebung klären. Die Untersuchungen hierfür laufen im kommenden Winter 2013/2014, wenn im Grunewald nicht gebaut wird, die S7 aber weiterhin nur bis Wannsee fährt.
- Das neue Aufsichtskonzept sieht 120 Stamm- und ebenso viele mobile Aufsichten vor. Die Stammaufsichten sollen vor allem der Zugüberwachung und Kundeninformation dienen.
- Nicht nur in Mainz waren in der Vergangenheit Stellwerke nicht besetzt, auch die S-Bahn Berlin hat es schon betroffen. Um eine vollständige Besetzung der Stellwerke jederzeit gewährleisten zu können, bildet die S-Bahn derzeit bis zu 38 Fahrdienstleister aus.
- Die DB Sicherheit ist auch weiterhin der Partner für die Streifen im S-Bahnnetz. Ein Ersatz ist nicht vorgesehen. Für hoheitliche Aufgaben ist die Bundespolizei zuständig.
- Ein Alkoholverbot in den Fahrzeugen kann nur dann wirksam sein, wenn es nachverfolgt und durchgesetzt wird, wie es derzeit in Hamburg geschieht. Dafür fehlt in Berlin jedoch die Finanzierung. Daher legt die S-Bahn den Schwerpunkt lieber auf die Verhinderung des Bettelns und Zeitungsverkaufes in ihren Zügen. Zusammen mit der BVG ist eine Benimm-Kampagne vorgesehen.
- Nicht nur an U-Bahnhöfen sondern auch an S-Bahnhöfen wurden in der Vergangenheit zahlreiche Fahrradabstellanlagen gebaut. Weitere sollen folgen. Dabei ist auch im Gespräch, das Dach des neuen Empfangsgebäude am Bahnhof Warschauer Straße als Abstellanlage zu nutzen!
- Das Problem mit nicht funktionierenden oder ausgestellten Fahrtreppen kennt auch die S-Bahn zur Genüge. Neben Materialschäden ist vor allem der Missbrauch des Nothalts ein Problem, da erst nach persönlicher Sichtung eines Servicemitarbeiters die Fahrtreppe wieder in Betrieb genommen werden kann. Die Verfügbarkeit der Fahrtreppen ist über die Homepage ersichtlich, über größere Maßnahmen an Fahrtreppenn berichtet auch die Punkt3.
- Die Halle Hundekehle ist baufällig und kann zum Abstellen von Zügen nicht genutzt werden.
- Trotz VBB-Logo sind die S-Bahn-Fahrkartenautomaten, die nur das VBB-Angebot und touristische Angebote anbieten, immer noch den Fahrkartenautomaten der DB zum Verwechseln ähnlich, so dass hier ein noch besseres Unterscheidungsmerkmal gefunden werden muss. Die Automaten der S-Bahn verkaufen bewusst keine Fernverkehrskarten, da dies nur von 2 Prozent der Reisenden überhaupt benötigt werden würde und durch den größeren Informationsbedarf diese auch die Automaten länger blockieren würden.
- Ob und wie im Jahr 2014 90 Jahre elektrische S-Bahn Berlin gefeiert wird, ist noch nicht geklärt.
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