- am 30.09.2007
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie Bus
Fahrgastsprechtag Bus
Am 27. September stellte sich im Rahmen der 24. Schienenverkehrs-Wochen der Betriebsbereich Omnibus, wie gewohnt vertreten durch Johannes Müller, Direktor Omnibus, und Helmut Grätz, Abteilungsleiter Betriebsmanagement, den Fragen der Fahrgäste und des Gastgebers IGEB. Als Einstieg kamen die Themen Umweltmaßnahmen und die unbefriedigende Situation am Berliner Hauptbahnhof zur Ansprache.
Umweltmaßnahmen im Bereich Omnibus
Bereits seit den 80er Jahren leistet die BVG im Omnibusbereich ihren Beitrag zu mehr Umweltfreundlichkeit. Verschiedene alternative Kraftstoffe wurden und werden im Alltagstest erprobt und müssen sich auch bezüglich Reichweite sowie Kosten in Betrieb und Wartung messen. Zum Einsatz kamen bereits Methanol, CNG (komprimiertes Erdgas) und Aquazole (Diesel-Wasser-Gemisch). Derzeit wird sehr erfolgreich mit Wasserstoff getestet, allerdings immer noch unter Verwendung eines Verbrennungsmotors.
Um die Jahrtausendwende wurden bei 800 Bussen CRT-Filtern nachgerüstet, um zum einen weniger gesundheitsschädliche Rußpartikel, Stickoxide und Kohlenmonoxid auszuscheiden und damit zum anderen die immer strenger werdenen Euro-Abgasnormen einhalten zu können. Die Doppeldeckerbusse vom Typ DN erhalten diese Filter im nächsten Jahr und erfüllen dann bereits die Euro V-Norm.
Zum 1. Januar 2008 wird innerhalb des S-Bahnrings eine Umweltzone eingeführt, in die nur noch Fahrzeuge verkehren dürfen, die bestimmte Abgasstandards einhalten. Diese erfüllen die alten Doppeldecker des Typs D nicht. Um allerdings in der Innenstadt weiterhin alle Doppeldeckerumläufe mit eben diesen Fahrzeugen bedienen zu können, werden noch ca. 90 Doppeldecker des Typs D benötigt. Hier hofft die BVG auf eine Ausnahmegenehmigung, zumal noch im Jahr 2008 diese Busse ausgemustert und durch neue ersetzt werden sollen und der Einsatz damit überschaubar bliebe. Sollte die BVG allerdings keine Ausnahmegenehmigung erhalten, müssten zahlreiche Umläufe auf andere Bustypen umgestellt werden, wodurch es in den Außenbezirken durch den dort dann verstärkten Einsatz der älteren Fahrzeuge zu erheblichen Einschränkungen für Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen kommen würde.
Situation Berliner Hauptbahnhof
Die Situation am Berliner Hauptbahnhof bezüglich der Busse ist nicht gerade vorbildhaft. Die Ausschilderungen im Bahnhof sind kaum auffindbar und die Bushaltestellen mangelhaft ausgestattet. Der Fahrgast spürt deutlich, die noch auf Jahre fehlenden Anbindungen durch S21, U5 und Straßenbahn, die eigentlich längst Realität sein sollten, und den dadurch nötigen Mehraufwand an Busleistungen, für den die Haltestellen am Hauptbahnhof gar nicht ausgelegt wurden und sind.
Die BVG ist bemüht die Situation zu verbessern. So werden in Kürze die Wartehallen an den Haltestellen verlegt und von dreiteilige auf neunteilige Modelle umgestellt. Bisher stehen die Wartehallen dicht am Bordstein und behindern den Fahrgastfluss. Des Weiteren stehen bei Regen zahlreiche Fahrgäste ungeschützt.
Schon seit längerem sind im Bahnhofsbereich große Daisyanzeiger (wie am Bahnhof Südkreuz) vorgesehen. Fraglich ist jedoch, wo diese aufgestellt bzw. angehangen werden. So hatte die Deutsche Bahn zunächst statische Bedenken, diese über den Ausgängen an der Glasfassade zu hängen. Nun wird geprüft, ob dies doch möglich wäre.
Der immer einmal wieder geforderte Halt der Linie TXL an der Haltestelle Washingtonplatz, von der der Südeingang des Hauptbahnhofs auf kurzem Weg zu erreichen ist und Fahrgästen aus Mitte Zeitvorteile brächte, wird durch die BVG weiterhin abgelehnt, da die Linie TXL hauptsächlich der Relation Flughafen Tegel - Hauptbahnhof diene und nicht zur Anbindung des östlichen Zentrums an den Hauptbahnhof gedacht sei. Hierfür gäbe es die S-Bahn, so die BVG.
Fahrplanänderungen
Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 sind nur wenige Änderungen vorgesehen:
M41 U Hermannplatz - S Hauptbahnhof
Zwischen Potsdamer Platz und Hauptbahnhof ist eine neue Linienführung durch den Tunnel Tiergarten Spreebogen (besser bekannt als Tiergartentunnel) vorgesehen, um die Anbindung Kreuzbergs an den Hauptbahnhof zu beschleunigen. Von der Ebertstraße kommend, soll die Linie über Lennéstraße, Tunnel Tiergarten Spreebogen und Minna-Cauer-Straße (zurück Invalidenstraße) zum Busparkplatz nördlich der Invalidenstraße geführt werden und auf selbigen eine Haltestelle erhalten.
Diese Linienführung ist vorbehaltlich der rechtzeitigen Erstellung eines Bordsteines auf dem Busparkplatz und der Genehmigung aus dem Tunnel kommend, links in die Lennéstraße abbiegen zu dürfen. Sollte letzteres verwehrt bleiben, wird die Linie M41 in Fahrtrichtung Hermannplatz erst einmal über Ben-Gurion-Straße und Potsdamer Straße zur Stresemannstraße verkehren.
Fahrgäste der Linie M41, die das Brandenburger Tor und das Regierungsviertel direkt erreichen wollen, müssen an der Haltestelle S Potsdamer Platz/Voßstraße in die verlängerte Linie M85 umsteigen.
Die neue Endhaltestelle der Linie M41 am Hauptbahnhof wird zwar auch seitens der BVG als nicht ideal (liegend) angesehen, doch gibt es derzeit keine andere Lösung. Ein Enden am Robert-Koch-Platz, wie die Linie 123, ist aus mehreren Gründen unerwünscht: Erstens bedeutet dies eine Mehrleistung, zweitens ist die Invalidenstraße sehr stauanfällig und drittens würden sich die Beschwerden von Anwohnern der Hannoverschen Straße noch mehr häufen.
Mittelfristig hofft die BVG auf eine Nutzung des Europaplatzes durch Busse und einem dadurch möglichen Wenden direkt vor dem Hauptbahnhof.
M48 Zehlendorf, Busseallee - S+U Alexanderplatz
Die Einsetzer zwischen S+U Rathaus Steglitz und S+U Potsdamer Platz (U Mohrenstraße) werden durch die verlängerte Linie M85 übernommen.
M85 S Lichterfelde Süd - S+U Rathaus Steglitz - S Hauptbahnhof
Die Linie M85 wird über Rathaus Steglitz hinaus über Schloßstraße, Hauptstraße, Potsdamer Straße, Ebertstraße, Scheidemannstraße, Heinrich-von-Gagern-Straße, Willy-Brandt-Straße, Rahel-Hirsch-Straße, Friedrich-List-Ufer, Invalidenstraße zum Hauptbahnhof verlängert. Sie übernimmt dabei die Verstärkerfahrten der Linie M48 zwischen Rathaus Steglitz und Potsdamer Platz sowie den bisherigen Linienverlauf der Linie M41 durch das Regierungsviertel. Im Nachtverkehr verkehrt diese Linie weiterhin nur bis Rathaus Steglitz.
Die Takte der Linien M48 und M85 orientieren sich auch weiterhin an den Metrolinienkriterien, so dass durch Überlagerung der beiden Linien künftig auch sonntags tagsüber zwischen Rathaus Steglitz und Potsdamer Platz ein 5-Minuten-Takt besteht. Bisher gibt es dort nur einen 10-Minuten-Takt durch die Linie M48.
164 S Kaulsdorf - S Adlershof - U Rudow
Im Laufe des nächsten Fahrplanjahrs ist es vorgesehen, die Linie 164 über die Kaulsdorfer Brücke zum Busbahnhof auf der Nordseite des Bahnhofs Kaulsdorf zu führen. Des Weiteren entfällt in Köpenick für die Fahrtrichtung Kaulsdorf der derzeitige Umweg über Müggelheimer Straße/Wendenschloßstraße. Die Busse werden künftig vom Schloßplatz Köpenick kommend direkt in die Kietzer Straße abbiegen (können).
294 Falkenberg - Hohenschönhausen, Marzahner Straße
Diese Linie erhält eine neue Linienführung im Raum Hohenschönhausen und ersetzt dort die Linie 359. Von Falkenberg kommend, verkehrt sie über Falkenberger Chaussee, Vincent-van-Gogh-Straße, Seehausener Straße, Pablo-Picasso-Straße, Gehrenseestraße, Wartenberger Straße, Hauptstraße, Konrad-Wolf-Straße, Gärtnerstraße zur Marzahner Straße.
Der bisherige Führung von der Marzahner Straße über Plauer Straße zur Landsberger Allee wird aufgrund der sehr geringen Auslastung nicht mehr bedient.
349 S Grunewald - U Theodor-Heuss-Platz
Die Führung als Ring wird aufgegeben. Stattdessen verkehrt die Linie 349 in beiden Richtungen über Messedamm und Masurenallee zum Theodor-Heuss-Platz. Gewendet wird in der Reichsstraße. Darüber hinaus wird es zu einer Taktverdichtung auf einen 40-Minuten-Takt kommen.
359 Falkenberg > Ring Wartenberg > Falkenberg
Diese Linie verkehrt nur noch im Raum Wartenberg. Von Falkenberg kommend wird ein Ring (in einer Richtung) über Falkenberger Chaussee, Prendener Straße, Dorfstraße, Ernst-Barlach-Straße, Egon-Erwin-Kisch-Straße, Falkenberger Chaussee gefahren.
Den südlichen Abschnitt zur Marzahner Straße übernimmt die Linie 294.
Fahrzeugeinsätze
Auf folgenden weiteren Linien ist der Einsatz der neuen Doppeldecker vorgesehen: M21 (schon heute Einsätze vorhanden), 186, 200, M85 (diese Linie vollständig), 150, M49, X33 und eventuell 285.
Für den Einsatz auf der Linie 200 muss eine Rampe im Bereich der Endhaltestelle Michelangelostraße entfernt werden, die derzeit zu einem Aufsetzen des Fahrzeugs führen würde. Dies soll noch im Oktober geschehen.
Die Linie M27 wird von Doppeldecker auf Gelenkbusse umgestellt. Auch der weitere Einsatz von Gelenkbussen auf der Linie 187 ist in Planung.
Sonstiges
- Ein neues rechnergestütztes Betriebsleitsystem (RBL) wird erst mittel- bis langfristig zu realisieren sein. Derzeit befindet sich der Omnibusbereich in der Projektierungsphase.
- In naher Zukunft werden die Fahrscheindrucker in den Bussen ausgetauscht. Die neue Generation dient zugleich der Bedienung des Bordcomputers. Ob die neuen Drucker auch ein größeres Fahrkartensortiment verkaufen werden, ist noch fraglich, zumal ein Verkauf von Fahrscheinen zu Zielen außerhalb Berlin ABC aufwendiger wäre und zu längeren Haltestellenstandzeiten führen würde.
- Eine Fahrradbeförderung in Bussen - bis auf bestimmte Nachtbuslinien -, wie in zahlreichen anderen Städten üblich, wird auch weiterhin als nicht notwendig gesehen. Berlin besitzt ein engmaschiges S- und U-Bahnnetz, welches für eine Beförderung von Fahrrädern mehr als ausreichend sei.
- Der Einzelgänger Citaro LE, ein Bus mit niedrigem Einstieg und Hochboden-Technologie, kommt im Test sowohl bei den Fahrgästen als auch beim Werkstattpersonal gut an. Er zeichnet sich durch eine einfache Wartung, geringe Instandhaltungskosten und geringem Kraftstoffverbrauch aus. Die zwei Stufen im Fahrzeuginnern stellen keine Probleme dar. Bei den nächsten Bestellungen von 12-Meter-Bussen kann sich der Bustyp daher dem Wettbewerb stellen.
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