- am 25.09.2007
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- in der Kategorie S-Bahn
Fahrgastsprechtag S-Bahn
Am 24. September stellte sich die neue Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH den Fahrgästen im Rahmen der 24. Schienenverkehrs-Wochen. Der Einladung des Berliner Fahrgastverbandes IGEB sind Dr. Tobias Heinemann, Sprecher der Geschäftsführung, und Ulrich Thon, Geschäftsführer Betrieb, gefolgt.
Rückblick
Im Jahr 2006 legten die S-Bahnzüge 32,5 Millionen Kilometer zurück und beförderten dabei 376 Millionen Fahrgäste, die eine durchschnittliche Reiseweite von 9,5 km aufwiesen. Das entspricht 3,57 Milliarden Personenkilometer. Für 2007 wird von einem weiteren Anstieg der Fahrgastzahlen ausgegangen und dies trotz Fußball-WM im vergangenen Jahr.
Die Pünktlichkeit liegt bei 96% und damit auf dem Niveau der letzten Jahre.
Bei den halbjährlichen Umfragen zur Kundenzufriedenheit hat die S-Bahn Berlin im Mai mit 2,45 ihre bislang beste Note erhalten. Unter den S-Bahnsystemen musste sie sich nur der neuen S-Bahn Rhein-Neckar im Mannheimer Raum geschlagen geben. Die hohe Note ist unter anderem auf den Service, die aus Fahrgastsicht hohe Fahrthäufigkeit tagsüber und Pünktlichkeit zurückzuführen. Gleichwohl gab es auch Kritik, so z. B. an der Fahrthäufigkeit abends.
Fahrzeuge
Die S-Bahn Berlin führt momentan noch 637 Fahrzeuge der Baureihen 481 (500 Fahrzeuge), 480 (71 Fahrzeuge) und 485 (66 Fahrzeuge) in ihrem Bestand. Zum Fahrplanwechsel im Dezember soll die Zahl unter anderem durch bessere Umlaufgestaltung auf 620 gesenkt werden. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge liegt bei 9 Jahren.
Bis August 2008 sollen alle noch fehlenden Fahrzeuge der Baureihen 481 und 485 mit den traditionellen Farben rot-ockergelb in traditioneller Anordnung versehen werden. Hintergrund dieser Aktion ist ein für die Fahrgäste einheitliches Auftreten aller Fahrzeuge, um die Zugehörigkeit zur S-Bahn Berlin besser kenntlich zu machen. Dabei wird die Traditionsfarbe als Selbstverständlichkeit angesehen. Den Berliner S-Bahnfahrzeugen bleibt damit das Nahverkehrsrot der DB erfreulicherweise erspart.
Alle Fahrzeuge erhalten nach und nach eine einheitliche Fahrzeugkennung in der Anordnung grünes S-Bahnlogo, Text "Bahn Berlin" und DB-Logo. Des Weiteren werden die neuen UIC-Nummern angeschrieben, auch wenn für die Berliner S-Bahn hierzu keine Notwendigkeit besteht, können doch die Züge nur in Berlin - und damit nicht europaweit - eingesetzt werden.
Im Zeitraum nach 2012 sollen die Züge der Baureihe 481 einer Modernisierung und einem Redesign unterzogen werden. Dabei soll der Innenraum überarbeitet und elektrische Komponenten ersetzt werden. Gegebenenfalls wird es eine Nachklimatisierung geben, um das Problem der Belüftung in den Griff zu bekommen. Zur Modernisierung wird im kommenden Jahr eine Machbarkeitsstudie erstellt. Im Anschluss daran sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden. Ob diese auch in der S-Bahn eigenen Hauptwerkstatt Schöneweide stattfinden können, ist aus heutiger Sicht unklar.
Bis 2017 sollen die Baureihen 480 und 485 im Einsatz bleiben und danach abgestellt werden. Für ihre weitere Verfügbarkeit erhalten die Fahrzeuge eine technische Stabilisierung. Die Baureihe 485 wird darüber hinaus optisch aufgefrischt. Damit bestätigt sich das Gerücht, die Baureihe 485 wird spätestens 2008 abgestellt, nicht.
Neues Zugabfertigungssytem
Die Berliner S-Bahn stellt ihr Zugabfertigungssystem vollständig um. Die Abfertigung erfolgt künftig nicht mehr durch Aufsichten, die von den Bahnhöfen abgezogen werden, sondern durch den Lokführer selbst. Für dieses als Zug-Abfertigung Triebfahrzeugführer (ZAT) bezeichnete System werden vier Kamerabilder des Bahnsteiges über W-LAN auf einem Monitor im Führerstand gesendet. Ein Spiegelsystem, wie es die Berliner U-Bahn verwendet, kommt nicht zur Anwendung. Als erstes System wird im November 2007 der Ring komplett umgestellt werden.
Als Ersatz für die Aufsichten erhalten alle Bahnhöfe Notruf- und Informationssäulen, die jeweils mit einem von 21 so genannten Stammbahnhöfen verbunden sind. Des Weiteren werden der Einsatz von Sicherheitskräfte erhöht und mobile Servicemitarbeiter bereit gestellt. Die Mitarbeiter der Stammbahnhöfe, die Stammaufsichten, beobachten das Geschehen auf ihren zugehörigen Bahnhöfen über Monitore und können bei Vorkommnissen besser und schneller eingreifen und die Kunden z. B. durch Bahnsteigbeschallung informieren.
Im Zusammenhang mit dem neuen Informationssytem haben die wichtigsten Bahnhöfe, darunter alle Stadt- und Ringbahnhöfe, dynamische Fahrzielanzeiger erhalten bzw. werden diese in naher Zukunft erhalten. Diese können nicht nur die nächsten Züge inklusive Zugstärke sondern auch aktuelle Informationen als Lauftext anzeigen. Die momentanen häufigen Anzeigeprobleme aufgrund einer Vielzahl von Softwareupdates sollen bis zur vollständigen Inbetriebnahme des neuen Systems auf dem Ring abgestellt werden.
Bahnhöfe, die keine Anzeiger erhalten, werden mit Blechschildern zur Richtungsangabe ausgestattet. Dies trifft vor allem Bahnhöfe an den Außenästen, die planmäßig nur von einer Linie, und damit im Allgemeinen klarem Fahrziel, angefahren werden.
Neues Zugbeeinflussungssystem
Auch das Zugbeeinflussungssystem wird umgestellt. Das seit der Elektrifizierung der Berliner S-Bahn in den Zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts bestehende mechanische System mit Streckenanschlägen wird durch ein magnetisches Balisensystem umgestellt, mit dem auch die Fahrzeuggeschwindigkeit überwacht werden kann. Rund 650 Fahrzeuge müssen hierfür umgerüstet werden, darunter auch zahlreiche Sonderfahrzeuge wie die Panorama-S-Bahn. Die Finanzierung der Umrüstung ist bereits sichergestellt.
Kundenbeirat S-Bahn Berlin
Zum 10. Oktober soll ein Kundenbeirat S-Bahn Berlin gegründet werden. Dieses Gremium, bestehend aus 20 ehrenamtlichen S-Bahnfahrgästen, soll die Perspektive des Kunden stärker in die unternehmerischen Entscheidungen der S-Bahn Berlin einbinden und unter anderem zu einer Steigerung der Kundenfreundlichkeit führen. Der Kundenbeirat soll sich mindestens halbjährlich treffen.
Fahrkartenautomaten
Der besseren Lesbarkeit wegen, sollen einige Fahrkartenautomaten ein neues Display erhalten bzw. ihren Standort geringfügig ändern.
Der Kauf von Eintrittskarten großer Messen, wie zuletzt der Internationalen Funkausstellung IFA, am Automaten soll fortgesetzt werden, weitere Touristeninformationen integriert werden.
An den Fahrkartenautomaten der S-Bahn sind im Gegensatz zu den BVG-Automaten keine "normalen" sondern nur gleitende Monatskarten erhältlich. Dieses scheinbar unbekannte Problem soll im Sinne des Fahrgastes behoben werden.
Für 2011 ist die Einführung einer neuen Automatengeneration vorgesehen.
Sonstiges
- Im Kundenzentrum Zoologischer Garten wird der Pilotversuch "Online-Ticket" für kulturelle Veranstaltungen gestartet.
- Noch in diesem Jahr werden die S-Bahnkundenzentren und DB Reisezentren in Spandau und am Alexanderplatz in einem Raum zusammengelegt, wie es bereits am Ostbahnhof der Fall ist. 2008 folgt Potsdam.
- Ende 2007 erhält der Flughafen Schönefeld einen S-Bahnverkaufspavillon.
- Ab 2008 sollen Internetnutzer ihre Abonnements auch online beantragen können.
- Zugzielanzeiger an den Seiten der Fahrzeuge sind seitens der S-Bahn Berlin durchaus wünschenswert, aber zur Zeit nicht finanzierbar. Etwa zwei Millionen Euro wären für einen solchen Einbau nötig. Vor einiger Zeit wurde versuchsweise ein Fahrzeug mit einer solchen Anzeige versehen. Inzwischen ist diese wieder entfernt.
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