- am 02.12.2006
- auf der Aktuellseite Hamburg / Schleswig-Holstein
- in der Kategorie U-Bahn
HOCHBAHN-100 Jahre die Zukunft im Blick•"Sprung über die Elbe" im Visier
Mit einer Sonderfahrt des T 11 sowie des T 220 vom Bahnhof Schlump zum Rathaus und einem anschließenden feierlich symbolischen Spatenstich eröffneten der Hamburger Stadtentwicklungssenator Dr. Michael Freytag und der Vorstandsvorsitzende der HHA, Günter Elste, am Donnerstag die Kampagne "Hochbahn - 100 Jahre die Zukunft im Blick.
In Begleitung und unter Aufsicht der vom "Scharlatan-Theater" mimenden Zeitzeugen von 1906, feierten Günter Elste und Dr. Michael Freytag das Zeremoniell am Adolphsplatz unweit der Börse.
Genau an dieser Stelle war im Dezember vor 100 Jahren der erste Spatenstich für die Strecke Rathaus - Barmbeck (damals noch mit "ck") erfolgt, nachdem man sich eindeutig gegen die in Erwägung gezogene Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild entschieden hatte.
Innerhalb von nur sechs Jahren bewegten etwa 3000 Männer und Frauen in teilweise 12-Stunden-Schichten, sechs Tage am Stück und ohne Urlaub für 25 Reichsmark Wochenlohn sechs Millionen Kubikmeter Erdreich - in der Fläche so groß wie ganz Altona, um schließlich am 15. Februar 1912 den Betrieb der durch die Allgemeine-Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) und Siemens & Halske gegründeten Hamburger Hochbahn eröffnen zu können. Aufwendige Stahlkonstruktionen durch die Firma MAN sollten die Ringlinie auf Viadukten maßgeblich in Ihrem Äußeren prägen und Tunnel, größtenteils in offener Bauweise erstellt, jene Trasse komplettieren, so dass Hamburg sich fortan als Weltstadt fühlen und sehen durfte.
Viel Schweiß und harte Arbeit stecken in den Anlagen, die noch heute das Rückgrat der U-Bahn ausmachen, weil der Boden und seine Beschaffenheit schon im Anbeginn den Bau teuer werden ließen. Ein Problem, das bis in die Gegenwart reicht und die ehrgeizigen Ausbaupläne der Hanseaten schon früh ausbremste. Sprach man beispielsweise Mitte der Fünfziger noch von rund 200 km ausbaufähigem Areal, führte schließlich die Finanzkrise 1974 zum rigiden Ausbaustopp, der seine Relativierung lediglich später durch kleine, vereinzelte Netzerweiterungen fand. Wesentliche Bereiche der Stadt blieben dadurch aber bislang vom SPNV unerschlossen und siedelten den Bus, spätestens seit Stilllegen der Straßenbahn 1978, als Hauptverkehrsträger in der Elbmetropole an, so dass die Fahrgastzahlen hier gar die U-Bahn übertreffen.
Nachdem die in den neunziger Jahren politisch forcierte Diskussion um eine Wiedereinführung der Straßenbahn mit dem fraktionellen Wechsel von Bürgerschaft und Senat beendet wurde, steht nunmehr nach zehn Jahren Abstinenz im U-Bahnbau erstmalig die Projektierung einer neuen Linie U4 bevor, die ihren vorläufigen Abschluss unmittelbar vor dem 100-jährigen Jubiläum der Hochbahn 2011 finden soll.
So gibt sich Stadtentwicklungssenator Dr. Michael Freytag gegenüber BahnInfo sowie im Rahmen der Feierlichkeiten optimistisch:
"Ich bin mir sicher, dass die U-Bahn weiter wachsen wird. Mit dem Stadtentwicklungsprojekt 'Sprung über die Elbe' wird aber auch die Metropole wachsen. Hier liegen Möglichkeiten des fünfachen Potenzials von Besiedlung. Dabei ist es natürlich wichtig, die U-Bahn und den ÖPNV gleichmäßig daran zu orientieren. Die Möglichkeiten schaffen wir jetzt, in dem wir zunächst in die Hafen-City bauen; danach geht es weiter. Wichtige Indikatoren sind in diesem Zusammenhang die Internationale Bau- bzw. Gartenausstellung sowie natürlich die Olympiabewerbung. Im Falle eines Zuschlages würden wir die Gesamtmaßnahmen nochmals beschleunigen." Auch Hochbahn-Chef Günter Elste begrüßt das Vorhaben und hält es für notwendig, die Untergrundbahn in den Süderelbraum zu implementieren. Erst recht, weil sie sich regen Zuspruches erfreut, wie Elste sagt. "In diesem Jahr erreichen wir bei der U-Bahn nunmehr die 200 Mio. Marke pro beförderter Fahrgäste im Jahr. Das zeigt, dass sie ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens ist."
Einer möglichen Straßen- oder Stadtbahn steht er dennoch nicht skeptisch gegenüber, forderte jedoch unlängst in einem Interview gegenüber BahnInfo, dass in einem entsprechenden Falle, der konsequente Ausbau notwendig sei. "Wir haben gewisse Trassen, die einer Straßenbahn absolut würdig sind. So als Beispiel der Metrobus 5. Wenn aber so etwas gebaut wird, dann ist es wichtig, nicht nur kleine Abschnitte, sondern ein großflächiges Netz zu realisieren. Solange wir aber eine leistungsfähige Stadtbahn nicht haben, müssen wir uns des gummibereiften Ersatzes bedienen wie beispielsweise unserem neuen Doppelgelenkbus", Elste wörtlich - die Zukunft mit Sicherheit im Blick. Vielleicht auch deswegen, weil Pläne, eine U-Bahn nach Steilshoop oder gar Lurup zu bauen, mittlerweile als unwahrscheinlich gelten. Der Senator Dr. Freytag sagte gegenüber BahnInfo dazu:
"Mit Sicherheit werden wir versuchen, die Expansion des Netzes insgesamt voranzubringen. Dennoch liegt der momentane Fokus auf eben dem Süderelbraum. Hinzu kommt, dass vieles auch immer noch eine Frage des Geldes ist, daher zueinander abgewägt werden muss, wo die regionale Entwicklung am stärksten ist. Oberste Priorität hat daher nach der U4 in die Hafen-City dieses Areal."
Eines jedenfalls steht fest: Die kommenden 100 Jahre werden bestimmt nicht minder spannend.
Bild: Der erste Spatenstich war 1906. Jetzt wurde er im Zeichen des Jubiläums durch Hochbahn-Chef Günter Elste, Senator Dr. Michael Freytag und in Anwesenheit vom Vorstand Schienenverkehr, Ulrich Sieg, wiederholt. © Christian Linow - Logo: HOCHBAHN
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