- am 10.08.2011
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„Deine Waffe gegen Gewalt“ - Kampagne für mehr Zivilcourage gestartet

Unter dem Motto: „Deine Waffe gegen Gewalt“ starteten der Berliner Senat, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Berliner Polizei am 9. August 2011 ihre gemeinsame Plakatkampagne. Sie beginnt zunächst schwerpunktmäßig im U-Bahnbereich und wird bis Ende des Jahres auch auf Großflächen im Stadtbild zu sehen sein.
Die Vorsitzende des Vorstands und Vorstand Betrieb der BVG, Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, betonte bei der Vorstellung, dass die Plakate praktische Hilfestellung geben sollen: „In der einen oder anderen Form taucht das Thema Gewalt im öffentlichen Nahverkehr immer wieder in den Medien auf. Das führt zu einer gewissen Verunsicherung, selbst wenn die wenigsten von uns jemals in eine gefährliche Situation geraten sind. Mit den Plakaten zeigen wir gemeinsam mit der Berliner Polizei und mit Unterstützung des Senats von Berlin, wie jeder Einzelne ganz einfach helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Alleine das Wissen um diese Möglichkeit gibt Selbstvertrauen und Zuversicht. Und parallel dazu setzen wir mit Hochdruck unser Sicherheitskonzept um und bringen mehr und deutlich sichtbareres Personal in Züge und Bahnhöfe.“
Der Senator für Inneres und Sport, Dr. Ehrhart Körting, will den Begriff der Zivilcourage wieder neu beleben: "Gewalttätige Übergriffe sind Situationen, die für die meisten Menschen in der Regel ein seltenes Ereignis darstellen. Deswegen sind sie oftmals schnell überfordert, wenn es darum geht, von Gewalt betroffenen Menschen zu helfen. Aber: Die Hilfe gegenüber diesen Menschen geht uns alle an. Zivilcourage zeigen ist nicht schwer. Man muss dazu auch nicht den Helden spielen und sich selbst in Gefahr bringen. Es reicht schon aus, wenn man andere Fahrgäste anspricht mitzuhelfen, die Notrufsäule auf dem U-Bahnhof betätigt oder mit dem Handy die Polizei ruft. Wichtig ist in jedem Fall: Nicht tatenlos zusehen oder sich umdrehen und weggehen.
Die heutige Veranstaltung soll dazu dienen, diesen teilweise vielleicht in Vergessenheit geratenen Wert der Zivilgesellschaft wieder in Erinnerung zu rufen und damit zu verdeutlichen, dass es wichtig ist, nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf andere aufzupassen und zu helfen, wenn andere Menschen sich in Not befinden. Jeder kann mit seinem Mut dazu beitragen, Gewalt zu ächten und ihr entgegen zu treten."
Die Motive der Plakatkampagne zeigen Personen mit abgespreiztem Daumen und Zeigefinger, mit dem man den Notruf auslösen oder auch sein eigenes Handy bedienen kann. Die Botschaft ist einfach: jeder kann helfen, jeder hat „seine Waffe“ gegen Gewalt dabei und kann durch sein Handeln dazu beitragen, dass Gewalt verhindert und Gewalttäter schnell gefasst werden. Wie schon am U-Bahnhof Alexanderplatz werden in mehr als 100 U-Bahnhöfen und später auch in Wartehallen, Großmotive zu sehen sein, die auf Notrufsäule, das eigene Handy und andere Sicherheitseinrichtungen hinweisen.
Denn bei unsicheren Situationen oder Auseinandersetzungen kann oft ein erschreckendes Phänomen beobachten werden: obwohl das Opfer nicht allein auf dem Bahnsteig oder Straßenland ist, unternehmen nur sehr wenige Menschen etwas, um zu helfen oder Hilfe zu rufen. Das Wegschauen hat dabei nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Das passiert, weil die meisten von uns in solchen Fällen buchstäblich innerlich erstarren und dann tatsächlich nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen (Zuschauereffekt oder Bystander-Effekt). In einem kampagnenbegleitenden Flyer macht die BVG ihre Fahrgäste mit den Sicherheitseinrichtungen in Fahrzeugen und auf U-Bahnhöfen vertraut und gibt entsprechende Verhaltenstipps.
Der Flyer ist ab sofort über die BVG-Verkaufsstellen erhältlich und wird auch bei BVG-Veranstaltungen verteilt. Der Flyer sowie Informationen zur Kampagne „Deine Waffe gegen Gewalt“ sind auch unter www.BVG.de/Zivilcourage abrufbar.
Des Weiteren werden die Informations- und Notrufsäulen in den U-Bahnhöfen mit neuen, einfach erklärenden Piktogrammen umgestaltet – die ersten sind schon am U-Bahnhof Alexanderplatz zu sehen. Die BVG verzichtet hier ganz bewusst auf Texte und erklärt die Funktion nur noch durch Piktogramme, die jetzt auch ganz deutlich darauf hinweisen, dass man bei der Nutzung des Notrufes „live“ von der Sicherheitsleitstelle gesehen und angesprochen wird. In diesem Zusammenhang werden auch die Hinweise auf die Videoaufzeichnung beim Zugang auf den Bahnhof deutlich vergrößert und auch zusätzlich auf den Fußböden angebracht. Wie der U-Bahnhof Alexanderplatz werden alle 173 U-Bahnhöfe in den nächsten Wochen und Monaten umgerüstet. Bis zum Jahresende soll das U-Bahnnetz dann komplett umgestaltet sein.
Neben der neuen Kampagne sind weiteren Punkte des Maßnahmenpakets Sicherheit in der Umsetzung. Dies wären:
- Enge Zusammenarbeit mit der Polizei: Seit Mai 2011 stehen ausgewählte U-Bahnhöfe unter Beobachtung von Sicherheitskräften der BVG und der Landespolizei.
- Zusätzlicher Einsatz der „Einsatzreserve Polizei“: Ebenfalls seit Mai 2011 werden täglich Beamte der Einsatzreserve nach Maßgabe freier Kapazitäten im Bereich der BVG eingesetzt.
- Sicherheitsleitstelle BVG: Eine Besetzung des Polizeiarbeitsplatzes erfolgt nach Maßgabe der verfügbaren Dienste seit Mai täglich. Ebenfalls seit Mai befindet sich ein zusätzlicher Mitarbeiter der BVG in der Sicherheitsleitstelle, um gezielt Schwerpunktbereiche zu beobachten und möglichst vor Entwicklung einer Straftat zu reagieren.
- Zusätzliche Sicherheitsmitarbeiter: Die Ausschreibung für zusätzliche Sicherheitsmitarbeiter im Bereich der BVG befindet sich kurz vor der Veröffentlichung vorbehaltlich der Zustimmung der Interessenvertreter.
- Dienstkleidung: In der BVG wird die Einführung einer speziellen Dienstkleidung für die Sicherheitskräfte diskutiert und vorbereitet. Das Design orientiert sich dabei an den im Bundesgebiet schon eingeführten Jacken, z. B. bei der Hamburger und Münchener U-Bahnwache. Somit könnte eine nahezu identische Kleidung für Sicherheitskräfte in den drei größten Nahverkehrsunternehmen Deutschlands eingeführt werden, was einen hohen Wiedererkennungswert, insbesondere für Touristen, darstellen würde.
Darüber hinaus sollen 20 U-Bahnhöfe mit zusätzlicher Videotechnik ausgestattet werden. Dies wären:
- U5: Lichtenberg, Frankfurter Tor
- U6: Alt-Tegel, Friedrichstraße, Mehringdamm
- U7: Rathaus Spandau, Fehrbelliner Platz, Möckernbrücke, Johannisthaler Chaussee
- U8: Schönleinstraße, Hermannplatz, Jannowitzbrücke, Alexanderplatz, Gesundbrunnen
- U9: Rathaus Steglitz, Berliner Straße, Kurfürstendamm, Zoologischer Garten, Leopoldplatz, Osloer Straße
Die Ausstattung der ersten sechs U-Bahnhöfe befindet sich kurz vor der Umsetzung. Dabei handelt es sich um die U-Bahnhöfe Frankfurter Tor, Alt-Tegel, Friedrichstraße, Johannisthaler Chaussee, Gesundbrunnen und Schönleinstraße. Entsprechende Bauplanungsunterlagen wurden dem Senat übergeben, so dass unmittelbar nach deren Freigabe mit dem Bau begonnen werden kann. Die BVG geht davon aus, diese ersten sechs U-Bahnhöfe bis Jahresende mit zusätzlicher Videoausrüstung ausgestattet zu haben. Die restlichen 14 U-Bahnhöfe folgen in 2012.
Bis spätestens Ende August 2011 sind auch alle technischen Voraussetzungen für eine Erweiterung der Videoaufzeichnungsdauer von bisher 24 auf dann 48 Stunden in Fahrzeugen und U-Bahnhöfen abgeschlossen. Sollte es zu einer entsprechenden Änderung der gesetzlichen Grundlagen kommen, könnte eine Umstellung innerhalb von drei Monaten nach Gesetzesänderung erfolgt sein.
(Text: Zum Teil geänderte Pressemitteilung BVG; Grafik: So sehen eins der neuen Plakate und die angepasste Notrufsäule aus. Copyright: BVG/C. Thomas)

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