- am 07.08.2009
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie U-Bahn
U55 in Betrieb genommen

Heute wurde die zehnte U-Bahnlinie Berlins, die U55, im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, des BVG-Vorstandsvorsitzenden Andreas Sturmowski und des BVG-Bereichsleiters U-Bahn Hans-Christian Kaiser mit einer Fahrt für Pressevertreter offiziell vorgestellt. Der reguläre Fahrgastbetrieb startet morgen um 11 Uhr.
Die U55 ist mit 1,8 Kilometern die kürzeste U-Bahnlinie und mit 320 Millionen Euro Kosten auch die teuerste U-Bahnlinie Deutschlands. Sie hat drei Stationen: Hauptbahnhof, Bundestag und Brandenburger Tor. 1.400 Meter wurden in offener Bauweise, die restlichen 400 Meter im Schildvortrieb errichtet. Die neue Linie besitzt keine Verbindung zum restlichen U-Bahnnetz, weshalb nördlich des U-Bahnhofs Hauptbahnhof ein Werkstattstützpunkt eingerichtet wurde, an dem kleinere Fahrzeuginstandhaltungen durchgeführt werden können. Gefahren wird im 10-Minuten-Takt mit Vierwagenzügen vom Typ F79. Die Fahrzeit pro Richtung beträgt dabei 2 Minuten. Auch wenn bereits beide Gleise liegen, wird nur auf dem nördlichen Richtungsgleis (Gleis 1) im Pendelverkehr gefahren.
Mit der Inbetriebnahme am 8. August 2009 findet stolze 19 Jahre nach Baubeschluss das Kapitel U5-Verlängerung zumindest für einem Teilabschnitt einen erfreulichen Abschluss. Mit dem Hauptstadtvertrag hatten sich der Bund und das Land Berlin Anfang der 1990er Jahre darauf geeinigt, die U5 zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof (damals noch Lehrter Bahnhof) zu bauen. Ziel war die Anbindung des Kanzleramts und Regierungsviertels ans U-Bahnnetz, was der Verlängerung schnell den Spitznamen "Kanzler-U-Bahn" einbrachte. Passend hierzu erfolgte der erste Spatenstich am 13. Oktober 1995 durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Der Bau sollte in zwei Abschnitten (Hauptbahnhof bis Pariser Platz und Pariser Platz bis Alexanderplatz) erfolgen. Der Rohbau zwischen Hauptbahnhof und Pariser Platz wurde dabei im Zuge der umfangreichen Bauarbeiten im Regierungsviertel zwischen 1995 und 2000 miterrichtet. Danach war erst einmal Baustopp. Im Juni 2001 hatte der Senat von Berlin aus Kostengründen beschlossen, den Weiterbau der U5 zunächst auszusetzen. Nachdem die Bundesregierung mehrfach drohte, bereits getätigte Ausgaben zurückzufordern, einigte sich die Bundesregierung und der Berliner Senat schließlich im März 2004 auf den Weiterbau. Mit dem Bau des U-Bahnhofs Brandenburger Tor und der Fertigstellung der Tunnel wurde nun die BVG von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beauftragt.
Das jetzt in Betrieb genommene Teilstück sollte eigentlich schon 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet werden, doch sorgte der sandige Baugrund und das hoch stehende Grundwasser inklusive Wassereinbruch in der Baugrube am Brandenburger Tor für erhebliche Probleme beim Bau, so dass der Termin nicht eingehalten werden konnte. Um keine erneuten Probleme mit dem hohen Grundwasser zu erhalten, wurde beim Weiterbau erstmals das Vereisungsverfahren beim Bau eines U-Bahntunnels angewendet. Dabei wurde die Erde rund um den künftigen U-Bahnhof Brandenburger Tor vereist und anschließend der Bahnhof im Schutze des Vereisungskörper errichtet.
Der Lückenschluss zwischen Pariser Platz und Alexanderplatz beginnt 2010 und soll 2017 abgeschlossen werden. Erste bauvorbereitende Maßnahmen finden noch dieses Jahr statt. Dabei entstehen drei weitere Bahnhöfe: Unter den Linden (Umsteigemöglichkeit zur U6), Museumsinsel und Rathaus. Kosten: voraussichtlich 433 Millionen Euro.
Verbunden mit der Inbetriebnahme der U55 wird der bisherige S-Bahnhof Unter den Linden, der sich direkt neben dem U-Bahnhof Brandenburger Tor befindet, in Brandenburger Tor umbenannt.
(Foto: Melanie Meisel)

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