- am 08.09.2007
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- in der Kategorie Mitteldeutscher Verkehrsverbund
[Halle] Neue Chronik zur Nahverkehrsgeschichte erschienen
Am Samstag, 8. September 2007, startet der Verkauf der neuen Chronik der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) *Wie Halle ins Rollen kam - 125 Jahre Nahverkehr in Halle*. Herausgeber ist die HAVAG, Autor ist der freiberufliche Redakteur und Publizist Dr. Olaf Thomsen. Das 232 Seiten umfassende Buch erscheint im halleschen fliegenkopf verlag. Es kostet 24,95 Euro und ist ab sofort in Halle in der Lippertschen Buchhandlung, den Service-Centern der HAVAG, über www.havag.com sowie im Buchhandel erhältlich. Die neue Chronik erscheint anlässlich der ersten Straßenbahnfahrt in Halle am 15. Oktober 1882. Dieses Ereignis jährt sich zum 125. Mal und markiert somit 125 Jahre Nahverkehr in Halle.
Nach der 1991 erschienenen Chronik *100 Jahre elektrisch durch Halle*, die sich vorrangig mit der Geschichte des Straßenbahnnetzes in der Saalestadt beschäftigte, schlägt der Autor in dem neuen Buch einen weiteren Bogen. Beginnend mit einem Blick in die Entstehung des öffentlichen Personennahverkehrs und der Betrachtung des entscheidenden Hebels - der industriellen Revolution, wird die entstehende Industriemetropole Halle dargestellt. Es wird berichtet von dem zögerlichen Beginn des Pferdestraßenbahnbetriebs im Jahr 1882. Nur neun Jahre später dann der Paukenschlag in der aufstrebenden Saalestadt - das europaweit erste elektrische Straßenbahnnetz wird nach nur kurzer Ausschreibungs-, Planungs- und Bauzeit in Betrieb genommen. Die Stadt, die aus den Nähten platzte und deren Einwohnerzahl täglich stieg, brauchte Fortbewegungsmittel. Mit der Straßenbahn veränderte sich die Geschwindigkeit in der Stadt und bald auch über deren Grenzen hinaus.
Das Buch verfolgt dann chronologisch die Erweiterung des Nahverkehrs seit 1930 durch die Aufnahme eines öffentlichen Busverkehrs, der vormals in einem ersten Versuch gescheitert war. Es werden Geschichten erzählt, die nicht nur Linienführungen und Linienbezeichnungen darstellen, sondern vor allem die Fahrgäste und die Arbeiter im Nahverkehr im Blickfeld haben. Die Schwierigkeiten bei der Bereitstellung fahrtüchtiger Busse in einer Zeit der Mangelwirtschaft lesen sich fast wie ein Krimi. Denn in der Zeit nach 1949 war es vor allem wichtig, erfinderisch zu sein. Davon berichten zahlreiche Zeitzeugen, die der Autor befragt und interviewt hat. Dabei kamen auch viele Fotos zum Vorschein, die bisher noch nicht veröffentlicht worden sind.
Ein bisher noch nicht beleuchtetes Kapitel - der Taxibetrieb innerhalb der VE Verkehrsbetriebe Halle - findet erstmals ausführlich in einer halleschen Nahverkehrschronik seinen Niederschlag. Seit dem 1. Januar 1968 fuhren die schwarzen Wolga in der Saalestadt unter der Flagge des kommunalen Unternehmens. Auch hierzu befragte Thomsen ehemalige Mitarbeiter, erfuhr alles darüber, was ein sogenannter *Reifenwart* leisten musste. Denn das Rad musste immer rollen, doch Räder waren Mangelware. Daher wurde die durchschnittliche Leistung eines Autoreifen in der Werkstatt durch spezielle Wartung erhöht. Eigenleistung war in dieser Zeit das große Zauberwort. Das wird in allen Kapiteln deutlich, die spannend die Geschichte der Menschen in und um den Nahverkehr in Halle erzählen.
Nach 1990 mussten in einer sehr kurzen Zeit viele Entscheidungen gefällt werden, die für die Zukunft der VE Verkehrsbetriebe und den Nahverkehr in Halle die Weichen stellten. Daher widmet sich ein Kapitel, der sich 1990 neu gegründeten HAVAG, die das Erbe der VE Verkehrsbetriebe fortführte und in neue Bahnen lenkte. Seither wurden die bestehenden Strecken in großem Umfang modernisiert, neue Strecken entstanden, der Betriebshof in der Freiimfelder Straße wurde saniert. Die Veränderung der Stadtstruktur ist dabei auch eng mit der Entwicklung des Nahverkehrs verbunden. Durch den Zusammenschluss von Halle und Neustadt ist auch der Neustädter Busverkehr von der HAVAG übernommen worden. Inzwischen wird den Bewohnern des westlichen Stadtteils von Halle durch die Erweiterung der Straßenbahn ein attraktives Nahverkehrsangebot gemacht. Die Herausforderungen der neuen Zeit finden hier ihren Widerhall.
Neben den chronologischen Abläufen will das Buch *Wie Halle ins Rollen kam* vor allem Geschichten über die Menschen erzählen, die sich mit dem Nahverkehr in Halle in den zurück liegendenden Jahrzehnten besonders verbunden fühlten. Stellvertretend für die vielen befragten ehemaligen Mitarbeiter und Interessenten haben der frühere Direktor der VE Verkehrsbetriebe Halle, Wolfgang Reppe, der ehemalige Mitarbeiter des Betriebes, Otfried Lindner und Matthias Kallenberg, Mitglied der Halleschen Straßenbahnfreunde e. V. in einer Talkrunde am Freitag, 7. September 2007, ihre Erlebnisse noch einmal wieder gegeben. Mit dabei war natürlich auch der Autor, Dr. Olaf Thomsen, und der kaufmännische Vorstand der HAVAG, Francois Girard. Moderiert durch Jürgen W. Schmidt führten sie in die Entstehung und den Inhalt der Chronik ein.
Den Abschluss des Buches bildet eine Übersicht über die Entwicklung des Straßenbahnwagenparks seit 1990 bis zur Gegenwart. Hier ist u. a. zu erfahren, in welchen osteuropäischen Ländern Tatrabahnen noch heute ihre Runden drehen.
Pressemeldung HAVAG

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