- am 01.05.2007
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie S-Bahn
S7 nach Golm: Chance für den Wissenschaftsstandort Potsdam?

In den vergangenen Tagen geben zwei verkehrspolitische Forderungen Ausbauplänen von S- und U-Bahn in Potsdam und Berlins Südwesten neuen Auftrieb. Der erste Vorstoß stammt vom Deutschen Bahnkundenverband DBV. Hintergrund ist der Wunsch vieler Fahrgäste nach einer akzeptablen Verbindung zwischen dem Universitätscampus in Golm und den Innenstädten Potsdams und Berlin. Die Regionalbahnen auf der Relation (Linien RB20 und RB21) verkehren nur in einem Halbstundentakt und sind besonders vor Vorlesungsbeginn in einem Ausmaß überfüllt, dass viele Studenten am Potsdamer Hauptbahnhof auf den Bus X5 (der im Gegensatz zur Regionalbahn naturgemäß auch eine begrenzte Platzkapazität hat) umsteigen müssen, um noch einigermaßen pünktlich im Hörsaal zu sitzen. Die RB 20 verkehrt obendrein nur als Dieseltriebwagen zwischen Potsdam Hauptbahnhof und Golm. Dort ist nicht nur das Platzangebot zusätzlich eingeschränkt, auch müssen die Fahrgäste zwischen dem Campus am S-Bf. Griebnitzsee und Golm zusätzlich umsteigen. Bis sich der letzte Fahrgast in den Triebwagen gequetscht hat, erfolgt die Abfahrt häufig schon 5-10 Minuten verspätet.
Der DBV fordert eine Verlängerung der S-Bahnlinie 7 von Potsdam Hauptbahnhof nach Golm. Die S-Bahn soll auf ihrem Weg nach Golm auch in Potsdam Charlottenhof und Park Sanssouci halten. In der Nähe des Bahnhofes Sanssouci liegt der zweitgrößte Campus der Uni Potsdam, auf dem sich wichtige Hörsäle, eine große Mensa und viele Verwaltungsgebäude befinden.
In Golm arbeiten und studieren rund 11.000 Menschen - durchaus eine S-Bahn-würdige Größe. Zudem siedeln sich seit den letzten Jahre viele Wissenschaftseinrichtungen wie das Fraunhofer Institut im sogenannten "Wissenschaftspark Golm" an. Die Pressestelle der Universität Potsdam betonte auf Nachfrage des DBV die Notwendigkeit einer zuverlässigen Bahnanbindung: "Nicht selten fallen Züge aus, sind unpünktlich, haben erhebliche Verspätungen, und die Anschlusszüge warten nicht".
Der DBV wünscht sich den mittelfristigen eingleisigen Ausbau der Bahninfrastruktur für den Verkehr mit 8-Wagen-Vollzügen im 20-Minuten-Takt. Laut dem Verband sind die Flächen für ein zusätzliches S-Bahn-Gleis überall entlang der Strecke vorhanden. Allerdings ist die Erweiterung des Bahndammes gerade zwischen Potsdam Hbf. und Charlottenhof sehr aufwendig, da hier zusätzliche Bahnbrücken über die Havelbuchten notwendig sind und ein Überbau der schmalen Straßen in der Brandenburger Vorstadt erforderlich wäre.
Die S7 wäre für die kurzen Bahnhofsabstände im Potsdamer Zentrum besser geeignet als die Regionalbahn, da die S-Bahnzüge schneller anfahren könnten. Die Fahrzeit nach Golm wäre mit einer S-Bahn kaum länger als heute - dafür zuverlässiger, sowie mit größerem Platzangebot in einem dichteren Takt und umsteigefrei nutzbar. Die S-Bahn könnte zusätzlich den Campus Babelsberg der Uni mit einbeziehen, da am Bahnhof Babelsberg keine Regionalzüge halten können.
Kostengünstiger wäre eine "SX-Bahn", wie die während der Fussball-Weltmeisterschaft zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz betriebene Linie S21. Da eine SX-Bahn mit Oberleitung wechselstrombetrieben wäre, könnte man die vorhandene Infrastruktur nutzen und eine Linie bis Golm kurzfristig einrichten. Allerdings wäre - sollte die SX-Bahn nicht durchgehend bis nach Berlin verkehren - ein Umsteigen notwendig und ein Halt in Griebnitzsee und Babelsberg nur mit zusätzlichen Bahnsteigbauten möglich. Sinnvoller wäre dann eher eine Zweistrom-S-Bahn wie die Hamburger Linie S3 (Bahninfo berichtete), die auf ihrem Weg nach Stade sowohl Stromschiene als auch Oberleitung benutzen kann.
Für eine größere Taktstabilität wäre aber der schon seit längerem diskutierte zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Wannsee und Potsdam notwendig.
Lesen Sie bitte hierzu auch den Bahninfo-Artikel über den Vorstoß der Steglitz-Zehlendorfer CDU und des Fahrgastverbandes IGEB zur möglichen Verlängerung der U3 nach Mexikoplatz.
Planungen für die Verlängerungen der S7 und der U3. Grafik: Südwestbezirk.de

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