- am 10.02.2007
- auf der Aktuellseite Deutschland
- in der Kategorie Allgemeine Meldungen aus der Region
Das DB-Museum 2007 – Kein Platz für sagenumwobenen Stadtbahner

Auf der am 8. Februar veranstalteten Jahrespressekonferenz gaben Gabriele Handel-Jung, Leiterin Konzernmarketingservices und Media der Deutschen Bahn, Dr. Jürgen Franzke, Direktor DB Museum, und Dr. Burkhard Klanke, Kaufmännischer Leiter DB Museum, einen Ausblick des deutschen Eisenbahnmuseums in Nürnberg auf das Jahr 2007.
Die durch einen Brand im Oktober 2005 schwer verwüstete bundesweit größte Sammlung historischer Schienenfahrzeuge, soll laut Angaben des Unternehmens schnellstmöglich wieder zu altem Glanz auferstehen. So befindet sich der bei dem Unglück vollends zerstörte einzige fahrtüchtige Nachbau des Adlers, der ersten Lokomotive Deutschlands, mit Unterstützung des Modellbahnherstellers Märklin im erneuten Wiederaufbau und wird nach dem Willen des Museums spätestens 2010 zur 175-Jahrfeier der Bahn fertig gestellt sein. Ebenso wolle man die beschädigte 23 105, die R 3/3 sowie 86 457 wieder aufbauen, versicherte Dr. Jürgen Franzke in seinen Ausführungen zum Jahresausblick. Dabei dürfe man jedoch nicht vergessen, so Dr. Franzke, dass das DB-Museum mit allen bundesrepublikweiten Standorten über 500 Fahrzeuge unterhalte, daher der Kostenrahmen aber minimiert gehalten werden müsse und mehrfach kritisierte so genannte Verwertungen die unabwendbare Folge seien, denen auch diverse Diesellokomotiven nach dem Brand zum Opfer fielen. Sie seien jedoch, bei allem Verständnis, ein verschmerzbarer Schaden. „Sicherlich ist das eine schlimme Zahl gewesen, aber keine Katastrophe“, Dr. Franzke wörtlich.
Es sei das Ziel der Bahn, wie auch der Vorstandsvorsitzende Hartmut Mehdorn unlängst erklärte, von jeder Lokomotive ein Exemplar der Nachwelt zu erhalten, um so Stück für Stück Historie eines der wichtigsten Verkehrsmittel zu dokumentieren.
Nach Ansicht der Leiterin des Konzernmarketingservice, Gabriele Handel-Jung, fungiere die Institution als Vermittler des Unternehmens nach außen und nehme somit wichtige Aufgabenbereiche innerhalb des Konzerns wahr. Durch das Museum veranschauliche man die werberelevanten Aussagen „Mobility Networks Logistics“, in dem man die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung bekräftige, ein Kompetenzzentrum durch erlebbare Geschichte bilde und die Vielfalt des Unternehmens demonstriere. Mit über 230.000 Mitarbeitern formiere sich die Bahn damit nicht nur zum größten Verkehrs- und Infrastrukturdienstleister sowie zur weltweiten Nummer zwei in punkto Logistik, sondern nutze die Potenziale der Vergangenheit in der Gegenwart mit Hilfe einer solch einzigartigen Sammlung.
Indikatoren für die Aufnahme von erhaltenswerten Exponaten definieren sich währenddessen laut des Kaufmännischen Leiters, Dr. Burkhard Klanke, durch eventuell aufgestellte Rekordgeschwindigkeiten, die Innovation, die Unverkennbarkeit der Epoche oder die Einmaligkeit eines Fahrzeuges. Wert legt man dabei auf die Interpretation des konzerneigenen Museums, so dass auch künftig nur Lokomotiven und Züge der heutigen Deutschen Bahn AG und nicht etwa von Drittanbietern Platz in den Standorten Nürnberg bzw. Koblenz oder Halle (Saale) finden werden. Auch will man sich nur auf das Genre des übergreifenden Verkehrs beschränken, wie auch Teamleiter Breuninger zu berichten weiß.
„S-Bahnen passen nicht in unser Konzept. Eine Bereitschaft, beispielsweise den ‚Berliner Stadtbahner’ abzugeben, haben wir nach wie vor“, Breuninger ausführend. Dieser hatte zuletzt bei der Übergabe eines bauähnlichen Zuges seitens der „Historischen S-Bahn Berlin“ an das Deutsche Museum (BahnInfo berichtete) die Frage aufgeworfen, warum man nicht jenen vorhandenen, aber ungünstig platzierten Wagen aus Nürnberg überführte.
Eine Antwort lieferte Breuninger am vergangenen Donnerstag sogleich:
„Man hat uns nicht gefragt. Wir hätten den Stadtbahner gerne zur Verfügung gestellt.“ Dennoch stellt er die Kommunikation zwischen den Museen nicht als beeinträchtigt dar, sondern betont, dass beide ein ausgesprochen gutes Verhältnis zueinander hätten und sich rege austauschten. Dieser Meinung schließt sich auch Dr. Klanke an und hofft ironisierend darauf, dass möglicherweise die Berliner ihren Triebwagen irgendwann einmal zurückhaben wollten.
So lange jedenfalls wird der bei dem Feuer zum Teil beschädigte Viertelzug wohl einer ungewissen Zukunft entgegen sehen und sich dem Vorwurf einiger Fachkundiger aufschließen, einige Besitztümer würden möglichst zeitintensiv ungenutzt abgestellt, bis dass außer einer Verwertung nichts mehr möglich wäre.
Entschieden entgegnete der kaufmännische Leiter des Museums diesem Stereotyp damit, dass man sich eine Entscheidung weder leicht mache noch diese innerhalb kürzesten Zeitraumes fälle. Außerdem investiere man, seinen Argumenten folgend, die Gewinne, die durch eine Verschrottung resultieren, in Aufbaumaßnahmen anderer Stücke der Sammlung, denen somit eine sichere Zukunft gewährleistet werde und neue Innovationen Platz finden.
Dazu gehöre nach Angaben des Museums zweifelsohne auch der Charterverkehr, für den insgesamt drei Züge betriebsfähig erhalten werden.
Der TEE-Rheingold, welcher künftig auch wieder mit einem Panorama-Wagen bestückt werden soll, der Transit- sowie der WM-Zug sind fester Bestandteil jener Flotte, die allerdings keinesfalls erweitert werden wird, wie Direktor Dr. Franzke ausdrücklich betonte. Mit ihnen finden regelmäßige - aber nicht mehr publizierte - Ausflugsfahrten, beispielsweise nach Südfrankreich, Italien oder in die Tschechei statt, die eine weitere Säule innerhalb angesprochener Zielsetzung des Unternehmens bilden und die avisierten Jahresprogramme ergänzen.
Die wie folgt notierten Festivitäten sollen 2007 eine neue Dimension erreichen:
• 28. April 2007: Multimediale Inszenierung für „Legenden der Schiene“
Die „Legenden der Schiene“ werden in der frisch renovierten Fahrzeughalle des DB-Museums u.a. mit dem Salonwagen des Reichskanzlers Bismarck und dem Hofzug des bayerischen Königs Ludwig II. medial neu in Szene gesetzt. Deutschlands älteste Original-Lokomotive „Nordgau“ von 1853 wird zum interaktiven Funktionsmodell, das den Besuchern die Wirkung der Dampfkraft auf spielerische Weise erklärt.
• 19. Mai 2007: Fahrzeugparaden in Koblenz und Halle (Saale)
Lokomotiven und Wagen der Deutschen Reichs- sowie Bundesbahn veranschaulichen bei Fahrzeugparaden den Eindruck vom Alltag in der Vergangenheit. Unter dem Motto „East meets West“ geht die Reise im Frühjahr Richtung Westen und im Sommer gen Osten.
• 2. Juni 2007: 50 Jahre Trans-Europa-Express
Die Sonderausstellung im DB-Museum Nürnberg erinnert an das 50-jährige Jubiläum der
legendären bordeauxrot-beigen Dieseltriebzüge, die einst bedeutende westeuropäische Wirtschaftszentren miteinander verbanden und durch ihre damalig hohe Geschwindigkeit sowie den Komfort und Service ein Symbol für Europa wurden.
• 30. Juni / 1. Juli 2007: Draisinenwettfahrten beim traditionellen Sommerfest
Wie jedes Jahr findet auch in diesem das traditionelle Sommerfest auf dem Freigelände in Nürnberg statt und lädt zu Führerstandsmitfahrten, Fahrzeugschauen sowie Wettfahrten mit der Handhebeldraisine bei musikalischer Unterhaltung mit Essen und Trinken ein.
• 15. / 16. September 2007: Größtes deutsches Eisenbahnfestival 2007 in Fürth
Mehr als 80 historische Fahrzeuge, darunter auch aus dem Ausland, werden auf dem deutschlandweit größten Eisenbahnspektakel seiner Art präsentiert. Diverse Paraden stehen auf dem Programm, dessen Erlös der Wiederherstellung der beim Lokschuppenbrand im Oktober 2005 schwer beschädigten 45 010 zugute kommt.
• 13. Oktober 2007: Ein rosaroter Elefant als Werbeträger für preiswertes Bahnfahrten
200 Jahre Werbung um und für die Bahn dokumentiert die zu eröffnende Ausstellung, bei der Besucher noch einmal dem rosafarbenen Sympathieträger begegnen werden, der sich schon damals zum Ziel setzte, komplizierte Tarifsysteme klar zu vermitteln.
• 7. Dezember 2007: 10 Jahre Eisenbahn-Erlebniswelt – Neue Attraktionen für Kinder
Der vor zehn Jahren auf 1.000 m² eröffnete Mitmachbereich, öffnet nach seiner Umgestaltung wieder seine Pforten. Eine besondere Attraktion wird der Hands-On-Bereich zur Arbeit auf einem Führerstand einer Dampflok sein. Hier werden Kinder die Gelegenheit haben, die damaligen Arbeitsbedingungen durch eigenhändiges Kohleschaufeln nachzuempfinden.
Letzterer Ordnungspunkt dokumentiert den Einsatz und Enthusiasmus des Museums für die Jugendlichen sowie kommende Nachwuchsgeneration. „Wir sind bemüht, Ferienangebote zu gestalten, bei uns einen schönen Tag zu verbringen. Außerdem werden zukünftig alle Führungen für Schulklassen entgeltfrei sein“, sagt die hauseigene Pädagogin, die das Wissen um die Bahn mit sehr viel Gefühl und Emotion vermittelt.
Dies vermag wohl das erhabenste Beispiel vorbildlicher Leistungen um die Zukunft und Sicherung nachkommender Generationen zu sein, derer sich die Deutsche Bahn AG nicht zuletzt durch die Förderung im Ausbildungsbereich bereits verdient machte und die Aktivitäten in diesem Bereich hoffentlich weiter fortsetzt.
Bild: Dieselloks wie die berühmte V200 gingen bei dem Brand im Oktober 2005 verloren. Sie sollen nun durch typengleiche ersetzt werden. © Christian Linow

Alle Rechte an den hier veröffentlichten Texten und Bildern liegen ausschließlich bei BahnInfo
bzw. den jeweiligen Autoren. Eine weitere Veröffentlichung der Bilder und Texte (dazu zählt
auch die Verwendung auf anderen Internetseiten) ist ausschließlich mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung der BahnInfo-Redaktion bzw. des jeweiligen Autoren gestattet.