- am 31.01.2007
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- in der Kategorie S-Bahn
Umbau Bahnhof Ostkreuz - Ein Überblick

Am 30.1.2007 veranstaltete die DB AG in den Räumen der DB Station und Service AG eine Pressekonferenz, auf der Vertreter der DBProjekt Bau GmbH und der S-Bahn Berlin GmbH den aktuellen Stand zu den Bauarbeiten auf diesem Bahnhof vorstellten. Die folgende Übersicht fasst bisher bekannte Informationen zu diesem Thema zusammen.
Hier ein Auszug aus dem Planfeststellungsbeschluss, der Baurecht herstellt und den ernsthaften Beginn der Arbeiten ermöglicht: „Das Eisenbahn-Bundesamt hat in seiner Funktion als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für die Eisenbahnen des Bundes mit Planfeststellungsbeschluss vom 30.10.2006 den Umbau des Bahnhofs Ostkreuz im Planfeststellungsabschnitt 1 zugelassen. Der Planfeststellungsabschnitt 1 befindet sich in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg. Auf der Stadtbahnebene beginnen die genehmigten Baumaßnahmen auf der östlichen Seite des Ostbahnhofs und enden auf der Strecke nach Erkner westlich der Eisenbahnüberführung (EÜ) Karlshorster Straße. Auf der Strecke nach Lichtenberg bindet der Abschnitt östlich der Karlshorster Straße in den bereits fertig gestellten Umbau der EÜ Stadthausstraße an. Die Baumaßnahmen auf der Ringbahnebene beginnen im Norden an der EÜ Wiesenweg und enden im Süden vor der EÜ Alt Stralau. Mit dem Beschluss wurden u. a. der Umbau der Bahnanlagen zur Einführung des Richtungsverkehrs der S-Bahn auf der Stadtbahnebene und die Errichtung von je einem Regionalbahnsteig auf der Stadtbahn*- und der Ringbahnbahnebene genehmigt.“
* Auch wenn der Bereich Ostkreuz im engeren Sinne nicht zur Stadtbahn gehört, sollen diese Bezeichnungen auch im folgenden Text der Orientierung dienen.
Daten & Fakten
Verkehrliche Bedeutung: täglich ca. 400 Züge im Fern- und Regionalverkehr und ca. 1000 S-Bahnzüge, ca. 123.000 Fahrgäste, davon 2/3 Umsteiger und nur 1/3 Ein- und Aussteiger.
Kosten: rd. 411 Mio. Euro
Verkehrliche Zielsetzung und geplante Maßnahmen:
• Grunderneuerung der gesamten Anlage,
• Umstellung der S-Bahn in der Stadtbahnebene vom derzeitigen Linien- auf Richtungsbetrieb, d. h. künftig wird Bahnsteig D den Zügen stadteinwärts, Bahnsteig E den Zügen stadtauswärts dienen,
• die Bahnsteige der Stadtbahnebene werden in östliche Richtung unter die der Ringbahn verschoben, um die Umsteigesituation zu verbessern,die südliche Kurve (Warschauer Str. – Treptower Park) wird wieder errichtet, kann jedoch wegen der neuen Lage der Stadtbahnsteige nicht mehr an diese angebunden werden und erhält daher keinen Bahnsteig mehr,
• aus Mangel an verkehrlichem Bedarf wird die nördliche Kurve nicht wieder errichtet,
• Errichtung je eines Bahnsteiges für den Regionalverkehr an den Ferngleisen in der Stadt- und in der Ringbahnebene,
• Schaffung attraktiver ÖPNV-Verknüpfungen, hierzu werden auf der Nordseite die Voraussetzungen für das Heranführen der in der Boxhagener Straße verlaufende Straßenbahnstrecke an den S-Bf. geschaffen, auf der Südseite entsteht eine Umsteigeanlage zum Omnibus,
• der Bahnhof wird künftig Zugänge an vier Stellen (Nord-Ost, Nord-West, Süd-Ost und Süd-West) aufweisen,
• behindertengerechte Gestaltung der Verkehrsanlagen, u.a. entstehen 10 Fahrstühle und 15 Rolltreppen,
• Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch Errichtung eines Hallendaches in der Ringbahnebene; hier ist allerdings die Gestaltung der Überdachung des Regionalbahnsteiges noch nicht endgültig entschieden,
• Beseitigung des, wegen der niedrigen Brücken der Ringbahn, bisher spannungslosen Abschnittes der Fahrleitung der Fern- und Regionalbahn,
• Berücksichtigung der Möglichkeit, die an der Nordseite entlang führende Ostbahn (z. Zt. eingleisige Zufahrtstrecke zum DBNachtzug Werk an der Warschauer Str.) zweigleisig auszubauen,
• die Bauplanung berücksichtigt auch entsprechende Vorbereitungen für die später mögliche Er-richtung von Anlagen (Tunnel) für eine Bundesautobahn in diesem Bereich.
Projektkenndaten
Streckenlänge: 15 km
Streckengeschwindigkeit Ferngleise: 120 km/h
Streckengeschwindigkeit S-Bahn: 80 km/h
Übrige Strecken: 60 km/h
Neubau: 1 Bahnhof, 10 Eisenbahnüberführungen, 1 Straßenüberführung
Bauvorbereitung
Diese hatte bereits 2006 mit Rodungsarbeiten und dem Abriss überflüssiger Bauten begonnen. Anfang 2007 wurde das Gelände nach dem z. T. unbekannten Verlauf von Kabelanlagen intensiv abgesucht. Alleine für diese Maßnahme, sowie für die z. T. notwendige Verlegung der Kabel, ist ein Betrag von 6 Mio. EUR angesetzt. Die Kabelsuche soll verhindern, dass während des Bauablaufs versehentlich wichtige Anlagen der Stromversorgung oder der Signalanlagen beschädigt werden,
Die Brücken der bereits am 27.5.06 stillgelegten Nordkurve (frühere Fahrmöglichkeiten Warschauer Str. – Frankfurter Allee) wurden in der Nacht vom 28./29.11.06 demontiert und am Wochenende 24. - 27.11.06 wurden westlich des Bahnsteiges E in die Gleise der S3 Bauweichen eingebaut, die für den längeren eingleisigen Betrieb der S3 über das stadteinwärts führende Gleis benötigt werden.
Die bestehende Fußgängerbrücke, die die Zugänge Sonntagstraße und Hauptstraße sowie die Bahnsteige D und E miteinander verbindet muss abgerissen werden. Baurecht besteht bereits für eine neue Brücke, die parallel zur bestehenden vsl. noch 2007 entstehen wird. Als Ersatz für das bisherige Stellwerk Oko wird ein Containerstellwerk Okc auf dem westlichen Ende des Bahnsteiges D errichtet, das vsl. im März 2007 in Betrieb gehen wird. Von dort aus sollen mit herkömmlicher Sicherungs- und Stellwerkstechnik alle wesentlichen Bauphasen in unmittelbarer Nähe des Ostkreuzes gesteuert werden.
In Auftrag gegeben und bereits vorbereitet wurden Arbeiten zur Verschwenkung der Fern- und Regionalbahngleise für die Zeit der Bauarbeiten südlich ihrer bisherigen Trasse, näher heran an die Hauptstraße.
Voraussichtlicher Bauablauf
Die eigentlichen Arbeiten für den Umbau konnten Anfang 2007 ausgeschrieben werden, mit einer Zuschlagerteilung wird für Mitte 2007 gerechnet und der umfassende Baubeginn wird für Anfang 2008 erwartet, da die ausgewählten Firmen auch noch ihre eigene Bauablaufplanung usw. erstellen müssen.
Erste große Baumaßnahme wird der Abriss der Kynastbrücke, die unmittelbar östlich der Ringgleise verläuft. Die Kynaststr. erhält bis zum Neubau der Brücke einen direkten Anschluss an die Hauptstraße. Die neue Brücke wird wegen des neuen Regionalbahnsteiges an der Ringbahn etwa 20m weiter östlich in neuer Lage entstehen. Diese Arbeiten wird der Senat von Berlin bereits ab 2007 ausführen, sie werden etwa ein Jahr in Anspruch nehmen.
Parallel dazu werden die alten Ringbahnbrücken der Fernbahn ausgehoben, um Platz für den Neubau des Regionalbahnsteiges zu bekommen. Für diese Arbeiten müssen insgesamt nur kurze Betriebseinschränkungen in Kauf genommen werden. Parallel dazu wird zwischen dem S-Bahngleis nach und dem Fernbahngleis von Erkner eine erste Stützwand für die künftigen Ringbahnbrücken errichtet. Dazu wird der S-Bahnverkehr von und nach Erkner im Bahnhof Ostkreuz etwa ab April 2007 eingleisig geführt.
Da gleichzeitig das Bauvorhaben Schlichtallee in Rummelsburg läuft (Abschluss voraussichtlich Mitte 2007) und außerdem die Bahnbögen zwischen Ostkreuz und Rummelsburg saniert werden, wird zwischen Ostkreuz und Betriebsbf. Rummelsburg die bereits bestehende eingleisige Betriebsführung noch um weitere Abschnitte erweitert.
Ringbahn: Der Neubau des oberen Regionalbahnsteiges soll 2009 so weit fortgeschritten sein, dass die S-Bahn-Züge der Ringbahn dort halten können; damit beginnen die wesentlichen Einschränkungen für die S-Bahn: Die Ringgleise müssen nördlich vom Ostkreuz (in Höhe des Stellwerkes Okn) in den Bereich der Ferngleise verlegt werden, dem sie bis zur Spreebrücke vor Treptower Park folgen werden, womit auch die Verbindungskurve Treptower Park – Warschauer Str. nicht mehr befahrbar sein wird. Die hier verkehrende S9 wird zwischen Ostkreuz und Spandau durch einen 10 Minutentakt der S75 ersetzt. Die Linienführung nördlich Treptower Park ist noch nicht genau geklärt, hier wird an eine Kombination mit der S85 gedacht.
Bis 2011 ist dann Zeit, den Ringbahnsteig der S-Bahn und die Südkurve neu zu errichten und den Tunnel des inneren Ringbahngleises unter der Südkurve zu sanieren. Anschließend können die Züge der Ringbahn ihre alte Trasse wieder nutzen und am neuen S-Bahnsteig halten. Die Südkurve wird dagegen vsl. erst 2013, mit Beendigung der wesentlichen Umbauten im Ost-West-Bereich, fertig sein.
Ost-West- Ebene: Die Arbeiten beginnen hier mit der Umgestaltung des derzeitigen Linienbetriebs auf einen Richtungsbetrieb (alle Züge stadtauswärts werden den derzeitigen Erkner-Bahnsteig, alle Züge stadteinwärts den derzeitigen Lichtenberg- Bahnsteig benutzen) und sind kompakt für die Jahre 2009 bis 2013 vorgesehen.
Es werden zwei Hauptbauphasen auf der südlichen beziehungsweise nördlichen Gleisachse der Strecke Warschauer Straße - Ostkreuz eingerichtet. Je nach Bauphase fahren die Züge der Stadtbahn auf der baufreien Gleisachse. Dazu sind vor allem beim Übergang von einer in eine weitere Bauphase erhebliche Betriebsbeeinflussungen zu erwarten, die vor allem auf die Wochenenden konzentriert werden sollen. Das Zugangebot der Strecke ab Lichtenberg bis zur Stadtbahn kann jedoch in wesentlichen Teilen bestehen bleiben, da der durchgehende, zweigleisige Betrieb zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof stets gewährleistet bleibt. Allerdings stehen die Wendegleise in Warschauer Str. und teilweise auch im Ostbahnhof nicht zur Verfügung.
Große Einschränkungen muss ab vsl. 2009 die S 3 hinnehmen. Während der gesamten Bauzeit der Ost-West-Achse müssen die Züge von und nach Erkner am jetzigen Gleis 3 in Ostkreuz enden und zum übrigen Netz bleibt nur eine Betriebsgleisverbindung erhalten.
Im Zusammenhang mit der Einführung des Richtungsbetriebes muss auch der S-Bf. Warschauer Str. umgestaltet werden. Dabei wird der nördliche Bahnsteig entfallen und der ursprüngliche Zustand mit nur zwei Bahnsteigen wieder hergestellt. Die endgültige Gestaltung des Bf. hängt davon ab, ob und in welchem Umfang die Planungen der Stadt für die Verlängerung der Hochbahnstrecke (U1) über den Bereich der S-Bahn realisiert wird.
Klagen
Im Zusammenhang mit dem Bahnhofsumbau sind bereits Klagen anhängig. Von Anwohnern soll so ein besserer Lärmschutz durchgesetzt werden und Bezirk und das Elektroversorgungsunternehmen Vattenfall klagen gegen die Führung von Starkstromleitungen. Diese Klagen haben jedoch keine aufschiebende Wirkung für das Baugeschehen.
(Text: Harald Tschirner, Karte: Bernd Freimann, Foto/Montage: Bodo Schulz/DB AG)

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