- am 24.07.2006
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- in der Kategorie Allgemeine Meldungen aus der Region
Kritik am Bahnhof Südkreuz - Fahrgastzahlen auf niedrigstem Niveau

Die Kritik am einstig erhofften Kassenschlager Südkreuz, wie ihn einhellig viele Verkehrspolitiker vor der Eröffnung bezeichneten, wird immer lauter. Leere Bahnsteige und damit schlechte Geschäfte für die Einzelhändler, desolate Aus- und Beschilderungen sowie mangelnder Service sind nur einige der harschen Worte. Viel zu groß sei der Hauptbahnhof beworben und im Gegenzug das Südkreuz vernachlässigt worden, die Mieten zu exorbitant hoch und der Service der Bahn vor Ort mangelhaft, so die Vorwürfe der Ladeninhaber und der Bürgerinitiative (BI) "Neue Wege für Tempelhof". Die BI beklagt, daß Reisende auf dem 200 Mio. Euro teuren Bahnhof vergebens nach einem Geldautomaten suchten, die Straßen nicht fertig seien, die noch kostenfreien 150 Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Autofahrer ihre Endstation auf dem Parkdeck fänden, weil der Aufzug defekt ist, und der Vorplatz Ost immer noch eine Baustelle sei, durch eine Stützwand abgesperrt. Als Grund wird hier seitens des Bezirkes die Verlängerung zwischen Werner-Voß- und Sachsendamm, der sog. Ballonfahrerweg, genannt. Dieser soll nun laut des Leiters vom Tiefbauamt Tempelhof-Schöneberg, Rainer Lembcke, zum September fertig werden und damit auch die mißliche Anbindung der provisorisch umgeleiteten und derzeit 300 m weit entfernten Buslinien 184 sowie 248 verbessern. Für sie soll dann eigens auf dem Vorplatz ein Halt entstehen. Doch dieser, kritisiert die BI, wird bei Verbleiben der jetzigen Beschilderung innerhalb des Bahnhofareals keinerlei positive Wirkung nach sich ziehen. BVG-Sprecher Klaus Wazlak kündigt in diesem Zusammenhang erste Gespräche an: "Wir werden mit der Bahn reden müssen, damit eine eindeutige Beschilderung erfolgt." Auch Gisbert Gahler, Pressesprecher S-Bahn Berlin, will Änderungen vornehmen lassen. So werden ihm zufolge demnächst in jeder Halle große Übersichtspläne aufgestellt und das Wegeleitsystem verbessert.
Die Geschäftsinhaber hingegen glauben an keine Besserung der Situation. Erste Unterredungen mit "Leidensgenossen" vom Bahnhof Potsdamer Platz zeigten ähnlich desaströses Bild. Auch hier habe man seitens der Bahn überdimensioniert geworben. 200.000 Umsteiger sollten es pro Tag alleine am Südkreuz werden; wie viele es tatsächlich seien, darüber schweige sich die Bahn momentan aus, so die Interessenvertreter der Unternehmer in den neuen Stationen. Auch S-Bahnsprecher Gahler räumte gegenüber der "WELT KOMPAKT" ein, daß momentane Prognosen zur Fluktuation nicht getroffen werden könnten.
Dabei hieß es vom Konzernbevollmächtigten Ingulf Leuschel noch vor der Eröffnung, daß vor allem die Bahnhöfe Potsdamer Platz und Südkreuz durch ihre günstigen Umsteigeverbindungen große Drehkreuze würden, welche die Menschen in Massen anzögen.
Die Investoren auf insgesamt 5.000 m² Verkaufsfläche und täglichen Mindestöffnungszeiten von 8.00 Uhr bis 20.00 Uhr fordern neben dem Reisezentrum, das von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr präsent ist, mehr Werbung und Imagepflege, ganz so wie auf dem Hauptbahnhof, damit eines Tages vielleicht doch 200.000 Umsteiger und Pendler zu erwarten sind.
Vieles ist noch nicht fertig, so daß Pendler den Bahnhof stürmen. Hier das Südkreuz vom Parkdeck mit Blick auf den Sachsendamm. © Christian Linow

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