- am 02.10.2005
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Neustrukturierung MAV-Nahverkehr um Budapest

Mit häufigeren Starts, weniger Zwischenstopps und komfortablen Zügen will die Ungarische Staatsbahn MÁV ihre Kunden zurückgewinnen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Vorstadtbahnen gelegt, vor allem auf Strecken zwischen Budapest und den umliegenden Ortschaften, wo insgesamt 3,5 Mio. Menschen leben. Der Großteil davon ist durch Arbeit, Schule oder Studium an die Hauptstadt gebunden. Mit der vorstädtischen Streckenentwicklung will die MÁV innerhalb von fünf Jahren die Zahl der Passagiere um 40 bis 50% steigern.
Ein reibungsloser, schneller und bequemer Regionalzugverkehr in den Agglomerationsgebieten von Großstädten ist in Ungarn auch nach dem Beitritt zur Europäischen Union nicht gegeben. Obwohl allein im Einzugsgebiet der Hauptstadt 3,5 Mio. Menschen leben, die größtenteils durch Arbeit, Schule und Studium an Budapest gebunden sind, ist in den vergangenen Jahren wenig in dieser Hinsicht passiert. Die Züge sind veraltet und unpünktlich, der Fahrplan unübersichtlich. Laut einer Erhebung der MÁV beschweren sich rund 40% der Pendler über die überfüllten Züge, den schlechten Zustand der Fahrzeuge und die häufigen Verspätungen. Darüber hinaus sind etwa 10% mit dem Bahnhof-service unzufrieden. Inzwischen scheint die MÁV das Problem weitgehend erkannt zu haben und arbeitet einen umfassenden Entwicklungsplan für einen niveauvollen Vorstadtverkehr aus.
Begonnen hat die MÁV mit der Erneuerung des Fahrzeugparks: Im Wert von acht Mrd. Ft (Forint) hat das Unternehmen mit Hilfe staatlicher Garantien 13 neue Züge des Typs Desiro (siehe Foto) von Siemens erworben. Die Fahrzeuge habe, Klimaanlagen, einen größeren Passagierraum und moderne Informationssysteme für die Fahrgäste. Der erste Schritt zur Modernisierung liegt bereits einige Monate zurück: Seit dem 5. April gilt zwischen Érd und Budapest (KBS 40) ein neuer Zonenfahrplan, der die Fahrzeit auf 22 Minuten verkürzt. Außerdem sind auf dieser Strecke 13 neue Züge eingesetzt worden. Mit diesen Maßnahmen sollen die teilweise chaotischen Verkehrsverhältnisse und die leidigen Verspätungen behoben werden. Außerdem soll bis 2006 der Bahnhof in Érd renoviert werden. Im Rahmen der vier Mrd. Ft teueren Investition soll nicht nur das Bahnhofsgebäude erneuert werden, sondern auch zwei neue Unterführungen und ein Parkplatz sollen entstehen.
Seit dem 29. August fahren die Züge auch zwischen Vác und Budapest (KBS 71) im Stundentakt. Die Fahrtzeit auf dieser Strecke wurde drastisch verkürzt: Statt den 45 bis 47 Minuten dauert die Fahrt nur noch 25 Minuten. Die MÁV erweiterte auch die Kapazität der Züge, um den Autofahrern eine attraktivere Fahralternative bieten zu können. Das Ziel ist mehr Passagiere anzulocken, dabei jedoch überfüllte Züge zu vermeiden.
Für die Erweiterung und Modernisierung der zwei Strecken zwischen Budapest und Vác, beziehungs-weise Veresegyház, will die MÁV bis 2010 mehr als 27 Mrd. Ft ausgeben.
Zum Vorstadtnetzwerk der MÁV gehören darüber hinaus auch Städte und Ortschaften, wie Pusztaszabolcs und Székesfehérvár (KBS 40) Richtung Transdanubien, Vác und Esztergom (KBS 2) in nördlicher Richtung und die meistgenutzte Strecke in Richtung Südostungarn nach Cegléd und Szolnok (KBS 100). Diese Strecken werden erst später modernisiert.
Die Entwicklung des Vorstadtverkehrs soll in drei Etappen erfolgen: In der ersten Phase bis 2006 will die MÁV eine bessere Taktzahl einführen. Von den Bahnhöfen, die 30 bis 40 Kilometer von Budapest entfernt sind, sollen alle 30 Minuten Züge starten, bei größeren Entfernungen werden die Fahrzeuge im Stundentakt abfahren. Ab 2006 soll der Fahrzeugpark vereinheitlicht und das Angebot erweitert werden. Außerdem strebt die MÁV eine Kooperation mit den örtlichen Verkehrsverbänden an. In der dritten Phase ab 2010 soll schließlich die Rekonstruktion der Bahnhöfe und die Erweiterung der Dienstleistungen abgeschlossen sein, damit der Vorstadtverkehr der ungarischen Staatsbahn dem europäischen Niveau entspricht.
(Sven-Roy Fischer)

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