- am 11.10.2020
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Fahrgastsprechtag S-Bahn 2020
Am 07.10.2020 lud der Berliner Fahrgastverband IGEB zum Fahrgastsprechtag S-Bahn ein. Bedingt durch die Corona-Pandemie fand der Termin dieses Mal im Internet per Video-Übertragung statt. Bereits zum 12. Mal stellte Peter Buchner, Sprecher der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH, dabei zunächst die aktuellen Themen in einer Präsentation vor, bevor es sich den Fragen der Zuschauer widmete, die vorab per E-Mail und während der Veranstaltung per Chat gestellt werden konnten.
Corona-Pandemie
Mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie hat die S-Bahn Berlin begonnen, die Fahrgäste immer über die aktuellen Verordnungen zu informieren und mit allen wichtigen Informationen zu versorgen. Dazu wurden diverse Kanäle, wie Ansagen in Fahrzeugen und auf Bahnsteigen, Lauftexte auf den Fahrzielanzeigern, Einträge in der Fahrplanauskunft, Infos auf der Website sbahn.berlin, in der Kundenzeitschrift punkt3, auf Twitter sowie auf den Monitoren in den Kundenzentren, genutzt. Vor allem das Tragen einer Maske wird dabei betont, da in den Fahrzeugen kein ausreichender Abstand zwischen den Fahrgästen möglich ist. Die Kontrolle der Maskenpflicht, auch mittels Schwerpunktkontrollen, obliegt der Bundes- und Landespolizei und dem eigenen Sicherheitsdienst, wobei nur die Polizei Bußgelder ausstellen darf. Im Gegesatz zur BVG darf es die S-Bahn aufgrund einer anderen Rechtslage nicht selbst tun. Viele Fahrgästen empfinden, dass die Durchsagen zur Maskenpflicht zu häufig kommen. In der jetzigen Situation, bei wieder stark ansteigenden Infektionszahlen, ist allerdings keine Verringerung vorgesehen.
Um für eine bessere Durchlüftung in den Fahrzeugen zu sorgen, wird vielfach auch das zentrale Türöffnen angewendet, worüber ebenso per Durchsagen in den Zügen hingewiesen wird, da dies Vorschrift ist. Diese Maßnahme soll auch über den Winter so weit wie möglich durchgeführt werden. Ob es nach Corona damit weiter geht, ist nicht entschieden, aber es spricht einiges dafür.
Die S-Bahn Berlin hat seit Jahresanfang 0,5 Millionen Euro mehr für die Reinigung der Züge ausgegeben. Dabei werden auch die Kontaktflächen desinfiziert. Auch wenn dies nicht der übliche Übertragungsweg ist, soll auch diese Maßnahme fortgeführt werden.
Während des Lockdowns hat die S-Bahn Berlin überwiegend ihr Fahrplanangebot aufrecht erhalten. Lediglich die HVZ-Verstärker auf den Linien S1, S3 und S5 sowie die Linien S26, S45 und S85 wurden in der zweiten Märzhälfte eingestellt. Dies ist zum Teil auch auf deutlich erhöhte Abwesenheiten beim Personal zurückzuführen, deren Höhepunkt im April war, wo zeitweise über 15 Prozent bei den Triebfahrzeugführern und jeweils über 20 Prozent in den Werkstätten und in der Betriebszentrale fehlten. Gründe hierfür waren wie auch bei anderen Unternehmen Krankheit, Quarantäne, Kinder- und Angehörigenbetreuung und Risikogruppen. So war dann auch der April der Monat bei dem es Corona-bedingt zu 10,42 Prozent Ausfällen vom Tagessoll kam. Im März waren es 4,20 und im Mai nur noch 2,81 Prozent. Auch ohne Corona-Ausfälle gab es im April einen Anstieg, der aber deutlich geringer ausfiel, von 1,29 Prozent im März ging es auf 2,14 Prozent herauf und schon im Mai auf 1,84 Prozent wieder herunter. Die Angebotseinschränkungen wurden daher stufenweise im Mai wieder zurückgenommen.
Die Vertriebseinnahmen im Bartarif sind ab März deutlich zurückgegangen und fanden auch hier im April ihren negativen Höhepunkt. Gegenüber dem Vorjahresmonat gab es einen Einbruch von über 85 Prozent, von 9,9 ging es auf 1,3 Millionen Euro herunter. Seitdem steigen die Einnahmen zwar wieder, haben aber noch lange nicht das Vorjahresniveau erreicht. Momentan liegt es bei etwa 75 Prozent des Vorjahreswertes.
Durch die Corona-Pandemie wurde der seit Jahren bestehende Anstieg der Abonnentenzahl gestoppt, seit April sinken die Zahlen sogar, wenngleich nicht stark. Vom Höchststand 236.851 im März ging es auf 226.673 im September zurück. Die 6.100 neuen Schülerabonnements durch das kostenlose Schülerticket Berlin AB konnten den Abwärtstrend mildern. Im Gegensatz zur Mehrwertsteuersenkung, bei der es im September mit den Mehrwertwochen einen quasi Ausgleich gab, wird es wegen Corona keine Nachlässe geben, da niemand dies bezahlen kann.
Qualitätsoffensive und aktuelle Performance
Die Qualitätsoffensive S-Bahn PLUS ist weiter in der Umsetzungsphase. Seit dem Start der Triebfahrzeugführer-Ausbildungsoffensive im Jahr 2016 haben mttlerweile 450 Personen die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, davon 44 im Jahr 2020, trotzdem die Triebfahrzeugausbildung im Frühjahr teilweise zum Erliegen kam. Die Bestehensquote über den Gesamtzeitraum liegt bei 60 Prozent. Für das Jahr 2021 sind 200 Auszubildene geplant. Die weiteren Maßnahmen sind z. B. die insgesamt 150 standardisierten Störfallkonzepte, die immer öfter bei Großstörungen zum Einsatz kommen. Im aktuellen Jahr liegt die Quote bereits bei 56 Prozent. Zur Unterstützung der internen Prozesse für wichtige Themen (z. B. Personen im Gleis) wurden Schulungsfilme produziert und allen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. In allen im Betrieb befindlichen Fahrzeugen der Baureihe (BR) 481 wurden neue Ringkernspulen eingebaut, die die fahrzeugseitigen Störungen mit dem Zugbeeinflussungssystem S-Bahn (ZBS) reduzieren. Auf der Stadtbahn wurden 260 Signalkabelverteilerkästen zum Teil vorfristig instandgesetzt bzw. getauscht, um die Anzahl an Signalstörungen zu reduzieren. Des weiteren wurden und werden 75 Weichen der Stadtbahn mit dem höchsten RAM-Standard nachgerüstet, um auch deren Verfügbarkeit zu erhöhen. An bereits 17 Bahnhöfen wurden künstlerische Wandgestaltungen mit einem neuartigen Graffiti-Schutz versehen, weitere 30 Bahnhöfen folgen noch bis Ende des Jahres.
Die Bahnhofstour fand im Zeitraum August bis Oktober 2020 an insgesamt 6 Bahnhöfen im Netz statt. Wie gewohnt stellten sich Führungskräfte aus verschiedenen Fachbereichen den Fragen der Fahrgäste. Die Anzahl der Kunden mit längerem Redebedarf ist allerdings gesunken, so dass es gegebenenfalls Anpassungen hinsichtlich der Durchführung dieser Maßnahme im nächsten Jahr gibt. Der direkte Kontakt mit Fahrgästen soll aber bleiben, dies ist Buchner ein persönlichen Anliegen.
Das Pünktlichkeitsziel (weniger als 3:59 Minuten verspätet) von 96 Prozent wurde bisher in jedem Monat dieses Jahr erreicht. Im Juli lag der Wert sogar fast bei 98 Prozent. Es ging dabei in allen drei Teilnetzen aufwärts, das einstige Sorgenkind Ring ist inzwischen nahezu auf dem Level der beiden anderen Teilnetze angekommen. Die Zahl der Zugausfälle liegt aktuell mit 450.000 Zug-km (ohne Corona-Ausfälle) auf dem Niveau von 2019, mit den Corona-Ausfällen mit 788.000 Tausend Zug-km natürlich deutlich darüber. Die Zahl der Fahrzeugstörungen und der Signalstörungen sind um 7 bzw. 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Hier zeigt sich, dass die oben genannten Maßnahmen Wirkung zeigen. Allerdings wird diese gute Tendenz durch die um 5 Prozent gestiegende Zahl an Fremdeinwirkungen, wie z. B. Personen im Gleis, gemildert.
Die Kundenzufriedenheit ist wieder gestiegen und lag bei den beiden Erhebungen 2019 mit 2,52 und 2,54 über 2,6 und damit im positiven Bereich. Die S-Bahn Berlin ist damit aber noch immer von ihrem Bestwert von 2,46 entfernt und will entsprechend weiter besser werden.
Fahrplan
Die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) naht, am 31.10. ist es soweit. Bereits einige Tage vorher geht die bereits seit mehreren Jahren fertiggestellte Verlängerung vom Bahnhof Flughafen Schönefeld, künftig Flughafen BER Terminal 5 genannt, über Waßmannsdorf zum neuen Bahnhof Flughafen BER Terminal 1-2 in Betrieb. Vom 26.10. bis zum 28.10. findet dabei zunächst ein Vorlaufbetrieb nur mit der S9 und nur in der Hauptverkehrszeit statt. Ab dem 29.10. startet dann der Regelbetrieb mit den beiden Linien S45 und S9, die wie bisher jeweils ganztägig alle 20 Minuten verkehren. Die neue Strecke wird von der S9 auch im wochenendlichen Nachtverkehr bedient, los geht es erstmals in der Nacht 30.10. zum 31.10. Dabei ist zu beachten, dass aufgrund von Wartungsfenstern (Freitag auf Samstag zwischen 1 und 5 Uhr, Samstag auf Sonntag zwischen 1 und 7 Uhr) auf der neuen Strecke im Nachtverkehr nur eingleisig gefahren wird und somit in Waßmannsdorf die Züge nicht immer vom planmäßigen Bahnsteig abfahren. Die Beschilderung im Eingangsbereich soll dort entsprechend darauf hinweisen.
Ab dem Fahrplanwechsel am 13.12.2020 wird am Wochenende nachmittags das Angebot auf den Ringbahnlinien S41 und S42 ausgeweitet. Von ca. 12 bis 20 Uhr verkehren die Linien dann in einem 5/5/10-Minuten-Takt. Während dieser Zeit verkehrt dafür die S46 nur noch auf dem Abschnitt Königs Wusterhausen - Tempelhof und nicht mehr weiter nach Gesundbrunnen bzw. Westend. Die Linie S5 beginnt montags bis freitags 20 Minuten früher in Strausberg Nord und die S85 verkehrt montags bis samstags 20 Minuten länger. Die S75 verkehrt abends ab ca. 21:30 Uhr drei Minuten später ab Warschauer Straße, um einen Anschluss von der S3 zu ermöglichen. Der Bahnhof Betriebsbahnhof Schöneweide wird in Johannisthal umbenannt, trotz des noch Jahre fehlendem offiziellen Abgang zum gleichnamigen Ortsteil. Bekanntlich muss die vorhandene Fußgängerbrücke auf dieser Seite noch saniert werden.
Im Laufe des Sommers soll die neue so genannte City-S-Bahn (auch als S21 bekannt) teilweise in Betrieb gehen. Von Gesundbrunnen über Wedding wird dann die neue S-Bahnlinie S15 zum provisorischen neuen Tunnel-S-Bahnsteig am Hauptbahnhof täglich im 10-Minuten-Takt mit Halbzügen pendeln. Die Kurve nach Westhafen wird erst 2026, mit Inbetriebnahme des regulären Bahnsteigs, bedient (geplant mit S46, später auch Siemensbahn).
Nahezu alle Linien sind noch dieses Jahr bzw. im Jahr 2021 von Baumaßnahmen, in Form von Gleis- und Weichenerneuerungen und Inbetriebnahmen neuer elektronischer Stellwerke, betroffen, bei denen es auch werktags zu Ersatzverkehren mit Bussen kommt. Viele Linien sind davon schon seit Jahren betroffen, jedoch können Gleisbauarbeiten immer nur Stück für Stück an einzelnen Strecken getätigt werden, da anderes die Baulogistik nicht ermöglicht. Schließlich werden die benötigten und anfallenden Materialen über den Schienenweg an- und abgeliefert.
Ertüchtigung Bestandsflotte
Die Stabilisierungsmaßnahmen bei den Altbaubaureihen 480 und 485 zeigen weiterhin Wirkung. Die Zuverlässigkeit durch das „50-Maßnahmen“-Paket wurde gesteigert.
Bei der BR 485 sind die Revisionen und Ertüchtigungen an den 80 Fahrzeugen abgeschlossen. 14 von 15 Maßnahmen wurden bei der Fahrzeug-Revision umgesetzt, ein Ersatzteilthema, die Geschwindigkeitsanzeiger, ist aus Obsoleszenzgründen noch in Bearbeitung. Die Fahrzeuge können damit noch bis Ende 2023 stabil eingesetzt werden.
Die 70 Fahrzeuge der BR 480 sind aktuell alle im Einsatz. Aus Obsoleszenzgründen werden hier noch Ersatzteile für Bedarfstausche angeschafft. Dies betrifft z. B. die Türblätter. Eine neu aufgenommene Maßnahme ist im Bereich der Steuerungselektronik der Austausch der Ansagegeräte DIAS gegen Mobilo Classic aus Stabilitätsgründen. Der Weiterbetrieb über 2023 hinaus ist in Vorbereitung. Hierzu müssen die Fahrzeuge zwingend mit ZBS ausgestattet sein. Um dies zu erreichen, wurde ein Fahrzeug bereits mit ZBS vorausgerüstet und zugelassen. Es wird derzeit vorrangig für Nachweis- und Erprobungsfahrten sowie zur Erstellung von Gutachten eingesetzt. Die Ausrüstung der anderen Fahrzeuge erfolgt im Rahmen der Revision ab Ende 2020. Die Technik wird bis zur finalen Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt (EBA), die bis Ende 2021 angestrebt wird, deaktiviert bleiben. Für einen höheren Kundenkomfort im Rahmen des Weiterbetriebs sind weitere Maßnahmen in Vorbereitung. Dies betrifft die Stabilisierung und Modernisierung von Teilen der Heizungs- und Lüftungsanlage für ein behagliches Klima und den Einbau moderner, taktiler Türtaster mit haptischen Feedback. Darüber hinaus werden automatische Bahnsteigansagen beim Fahrgastwechsel (analog zur BR 481) ab voraussichtlich Ende 2022 (im Zusammenhang mit der Ausrüstung Mobilo Classic) eingeführt. Gegebenenfalls sollen die Fahrzeuge auch noch einen Neulack erhalten. Dies wird gerade mit dem VBB geklärt. Der weitere Einsatz der Baureihe ab 2023 ist auf der Stadtbahn vorgesehen. In das Nord-Süd-Netz sollen sie nicht mehr zurückkehren.
Das Projekt Langlebigkeit BR 481, mit dem die Fahrzeuge für 30 weitere Betriebsjahre fit gemacht werden sollen, geht nun in den Serienumbau, der pro Woche die Fertigstellung von 2 Viertelzügen vorsieht. Um dies auch zu schaffen, wird noch in diesem Monat eine zweite, externe Fertigungslinie bei der MSG Maschinenbau und Service GmbH in Halle-Ammendorf aufgebaut. Dieses Werk war auch damals beim Bau der Baureihe beteiligt. 27 Viertelzüge, inklusive der Vorserie, sind bereits fertig, 25 Viertelzüge befinden sich in unterschiedlichen Bearbeitungszuständen derzeit in der Hauptwerkstatt Schöneweide. Zunächst werden dabei die Fahrzeuge, die der Werkstatt Grünau zugeordnet sind, umgebaut, weshalb die neuen Fahrzeuge zunächst nur im Netz Ring anzutreffen sind und sein werden. Welche Werkstatt dann folgt, ist noch nicht entschieden. Für den Fahrgast sichtbare Änderungen und Verbesserungen sind u. a. eine Videoanlage, zusätzliche Haltestangen, neue Fahrgastsitze, neue Trennwände, neuer Fußbodenbelag, eine verbesserte Kennzeichnung der Funktionsbereiche auf dem Boden und durch Piktogramme sowie die nun schwarzen Einstiegstüren für eine besserer Erkennbarkeit inklusive neuer taktiler Türtaster. Es wird weiterhin aus Gewichts- und Platzgründen keine Klimaanlage geben und die Fahrgastinformation kann nicht so umfangreich wie in der neuen Baureihe 483/484 gestaltet werden. Für die Wieder-Zulassung der BR 481 für 100 km/h sind neben neuen Radprofilen noch Nachweise nötig, die derzeit erbracht werden. Voraussichtlich ab dem 1. Quartal 2021 können die Fahrzeuge dann wieder mit ihrer Höchstgeschwindigkeit unterwegs sein.
Für das Projekt Langlebigkeit BR 481 wurden und werden in der Hauptwerkstatt Schöneweide insgesamt 9,1 Millionen Euro in den Bau einer Klebehalle, einer Schleifhalle, einer Demontagehalle und einer Kalthalle sowie in die Erneuerung des Gleisvorfelds und Gleises 526 investiert. Auch die anderen Werkstätten kommen nicht zu kurz. Für 14 Millionen in Grünau und für 11 Millionen Euro in Wannsee werden jeweils eine Außenreinigungsanlage und eine Unterflur-Radsatzdrehmaschine gebaut sowie Gleisbauarbeiten durchgeführt. Für jeweils 1 Million Euro finden auch in Friedrichsfelde und Oranienburg Gleisbauarbeiten statt.
Neubaufahrzeug BR 483/484
Die umfangreiche Erprobung der neuen Fahrzeuge der Baureihen 483/484 wurde Ende August erfolgreich abgeschlossen. Allein der Halbzug 484 003 ist dabei in Berlin fast 100.000 km gefahren. Zuvor war er bereits ca. 25.000 km im Prüfcenter Wildenrath unterwegs. Die insgesamt 10 Vorserienfahrzeuge werden aktuell für die Zulassung durch das EBA vorbereitet, die noch in diesem Quartal erwartet wird. Die hierfür notwendigen Unterlagen liegen dem EBA bereits vor. Eine vertragsgerechte Betriebsaufnahme zum 01.01.2021 ist damit aus heutiger Sicht abgesichert. Die Vorbereitungen durch die S-Bahn Berlin sind ebenfalls im Zeitplan. Bereits 80 Triebfahrzeugführer wurden auf den neuen Baureihen ausgebildet, weitere folgen. Seit Ende August findet in Grünau die Schulung des Instandhaltungspersonals statt. Die Schulung und Erprobung der Fahrzeuginnenreinigung ist bereits abgeschlossen. Die Fahrzeugeinsatzplanung in die datenverarbeitenden Systeme ist in Vorbereitung. Der Bau der Serienfahrzeuge hat auch bereits begonnen. Die Züge 483 006 und 484 006 sind im Pankower Stadler-Werk schon im Fahrzeugausbau. Noch im ersten Quartal 2021 soll mit der Inbetriebnahme der Serienfahrzeuge begonnen werden, die bei Stadler in Velten und bei der S-Bahn in Oranienburg erfolgt.
Ab dem 01.01.2021 werden die neuen Fahrzeuge auf der Linie S47 eingesetzt. Es folgt dann ab deren Inbetriebnahme die neue Linie S15.
Vertrieb und Kundeninformation
Selbstverständlich wird es an den neuen Bahnhöfen Waßmannsdorf und Flughafen BER Terminal 1-2 neue Vertriebstechnik in Form von insgesamt 13 Automaten und 8 Entwertern geben. Im Tunnel des alten Bahnhofs Schönefeld wird der Verkaufscontainer erhalten bleiben. Dieser und der Tunnel wird rechtzeitig bis zur Inbetriebnahme des neuen Flughafens frische Farben erhalten. An den neuen Automaten gibt es analog zu den bisherigen Automaten am alten Bahnhof eine vereinfachte Menüführung inklusive eines City-Buttons, mit dem schnell das richtige Ticket für die Fahrt in die Stadt gefunden werden kann. Auf allen innerstädtischen Automaten wird es neu das Gegenstück mit dem Airport-Button geben. Zum Start des BER wird es auf der Website der S-Bahn auch eine neue eigene Seite geben, auf denen sich sämtliche Informationen rund um das Thema BER (Tarife, Anbindung etc.) inklusive eines Erklärvideos finden werden.
Abgesehen von den größeren Bahnhöfen gibt es personalbediente Fahrkartenverkäufe nur in den Service Stores, die durch Agenturen betrieben werden. Vor kurzem wurde ein neuer Store auf dem erneuerten Bahnsteig in Karlshort eröffnet, ein weiterer folgt dieses Jahr noch in Bellevue. Die S-Bahn würde ein solches Angebot weiter ausbauen, allerdings ist es schwer, Agenturen hierfür zu finden.
Das erhöhte Beförderungsentgelt (EBE) kann vor Ort beim Prüfpersonal seit 15. Dezember 2019 nur noch bargeldlos bezahlt werden. Damit ist nun keine missbräuchliche Einbehaltung des Gelds durch das Personal mehr möglich. Im EBE-Kundenbüro und an allen Verkaufsstellen der S-Bahn Berlin kann jedoch weiterhin bar bezahlt werden.
Im Juli 2020 startete die Innovations-App „S-Bahn Berlin Connect“, die von der neuen DB-Tochter Mobimeo entwickelt wurde. Mit ihr sollen die Kunden besser informiert und mit wenigen dafür sehr nützlichen Funktionen bedient werden. Dazu zählt das Handyticket, die Routensuche auf VBB-Daten basierend mit Sharing-Angeboten und der Routenalarm. Erstmalig kann neben Adressen und Haltestellen auch nach Geschäften und Restaurants gesucht werden. Die App gibt es für die Betriebssysteme iOS und Android und ist in Deutsch und Englisch verfügbar. Die App ist ein Pilotprojekt und wird auf Basis von Nutzerfeedback weiterentwickelt. Sie soll Basis für einen bundesweiten Einsatz werden. In Stuttgart gibt es mit der „Mobility Stuttgart App“ ebenfalls eine Version.
Die neuen und veränderten Funktionen in der Fahrplanauskunft finden sich nicht nur in der neuen App sondern auch auf der Website wieder, wo auch die barrierefreie Bedienung durch eine Vorlesfunktion und die Bedienung ohne Maus und nur mit der Tastatur verbessert wurde. In der Suche werden nun auch gestörte Aufzüge berücksichtigt. Zur besseren Nutzung unterschiedlicher Bildschirmgrößen wurde die Inhaltsdarstellung verbreitert.
Werbung für die S-Bahn soll künftig mehr durch Hören und Sehen statt auf Papier stattfinden. Hierzu wurde Ende Juli der neue Podcast „Geschichten machen Station“ gestartet, in dem 10 außergewöhnliche Geschichten aus dem Umfeld eines Berliner bzw. Brandenburger S-Bahnhofes erzählt werden. Sie sollen Hörerinnen und Hörer inspirieren, die Metropolenregion ganz neu zu entdecken: zunächst hörend, dann reisend. Der Podcast wird auf den bekannten Streamingdiensten (Spotify, Apple Podcast, Deezer, Google Podcast) sowie im YouTube-Kanal der S-Bahn Berlin verbreitet. Letzterer hat sich inzwischen als digitaler Kommunikationskanal mit umfassenden Informationen etabliert. Nach 2 Jahren hat der Kanal über 7.000 Abonnenten und über 20 Millionen Views. Auf ihm wurde die Webserie „Das Netz“ mit insgesamt fünf Episoden à fünf Minuten gestartet. Sie bettet Angebote und Dienstleistungen, wie das interaktive Liniennetz oder die App der S-Bahn, auf unterhaltsame Weise ein. Sie erhielt ein sehr positives Feedback und konnte 2.500 neue Abonnenten generieren.
Gut angenommen werden auf dem YouTube-Kanal auch die Videos zu den größeren Baumaßnahmen, für die auch eine eigene Playlist existiert. Dagegen nimmt die Bedeutung der Bauflyer Stück für Stück ab. Trotzdem wird es weiterhin auch auf Papierform umfassende Informationen zu Baumaßnahmen geben. Und auch die sonstigen Informationskanäle (insgesamt 20) werden weiterhin bedient, wie z. B. die dynamischen Fahrzielanzeiger, für die ein Generationswechsel ansteht. Auf dem Bahnhof Fredersdorf werden bereits neue Anzeiger in Form von Displays getestet, mit denen die Anzeige von noch mehr Kundeninformationen möglich werden. Start für die Serienumrüstung auf die neuen Anzeiger soll die Stadtbahn werden. Auf dem Bahnhof Charlottenburg gibt es Voranzeiger zur U-Bahn, die auf ein positives Echo gestoßen sind. Weitere Voranzeiger zwischen S-Bahn und U-Bahn wären sehr wünschenswert, lassen sich aber nur über Zusatzinvestionen seitens des Landes Berlin oder einer Erhöhung der Stationsentgelte bezahlen.
Auch wenn es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war, sich in größeren Gruppen zu treffen, wurde die Zusammenarbeit mit dem Kundenbeirat nicht unterbrochen. Er wird weiterhin umfassend an Tests und Workshops beteiligt und die Treffen wurden ins Internet verlagert.
Sonstiges
- Die S-Bahn wird so lange Fahrplantabellen für S-Bahnlinien im Internet veröffentlichen, wie es das dafür notwendige Softwareprogramm des VBB noch ermöglicht, was zumindets die nächsten zwei Jahren noch der Fall sein soll.
- Ob die Einführung der Videoüberwachung in den Fahrzeugen der BR 481 einen höheren Nutzen gebracht hat, kann die S-Bahn selbst nicht beurteilen, da sie diese nicht sichten kann und lediglich auf Anfrage an die Polizei übergibt. Solche Anfragen werden inzwischen aber mehrmals täglich gestellt.
- Eine Abstimmung mit dem VBB sieht Anschlüsse nur im Spätverkehr vor, entsprechend sind auch nur für diese Zeit solche in Fassi, dem Fahrer-Assistenzsystem, hinterlegt.
- Beim Projekt i2030 - Mehr Schiene für Berlin und Brandenburg, ein Gemeinschaftsprojekt der Länder Berlin und Brandenburg und des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, ist die S-Bahn Berlin höchstens Zaungast und nicht eingebunden. Sie wurde aber nach aus ihrer Sicht notwendigen Maßnahmen gefragt und hat unter anderem die dritten Bahnsteigkanten in Jungfernheide und Westhafen (für die Einbindung der Siemensbahn und City-S-Bahn) und neue Signale auf dem Südring zwischen Hermannstraße und Tempelhof genannt.
- Das Land Brandenburg prüft die Einführung von 10-Minuten-Takten auf den Außenästen in Brandenburg. Fahrgastzählungen haben zwar ergeben, dass die Außenäste Fahrgäste vor allem aufgrund sehr gut genutzter paralleler Regionalverkehre verloren haben, jedoch würde diese Maßnahme die Attraktivität des ÖPNV deutlich erhöhen. Um Taktverdichtungen umsetzen zu können, sind neben einer Leistungsbestellung allerdings auch mehr Fahrzeuge und Infrastrukturmaßnahmen, wie z. B. der Bau von neuen Unterwerken und zweiten Gleisen, notwendig. Während ersteres durch die Lieferung von neuen Fahrzeugen in naher Zukunft gegeben ist, wird letzteres nicht so schnell möglich sein.
- Bei der vor kurzem veröffentlichten Ausschreibung der Netze Nord-Süd und Stadtbahn wurde die S8 erneut ausgeschrieben, obwohl diese schon mit dem Netz Ring ausgeschrieben war, welches die S-Bahn Berlin gewann. Eine Abstimmung diesbezüglich gab es zwischen VBB und S-Bahn Berlin bisher nicht, entsprechend ist auch kein Ausgleich bekannt. Ein naheliegender Ersatz wäre die S45, die in keinem der Netze ausgeschrieben wurde, aber im Betriebskonzept 2030 weiterhin vorgesehen ist.
- Ein über den ganzen Tag durchgehender 5-Minuten-Takt auf dem Ring ist derzeit nicht möglich und entsprechend auch nicht bestelllt, da hierzu noch Fahrzeuge fehlen. Würde er jetzt schon gefahren werden, würden die aktuellen Fahrzeuge früher die Fristen erreichen und entsprechend öfter nicht für einen Einsatz zur Verfügung stehen. Mit der Umstellung auf die Neubaufahrzeuge der BR 483/484 ist zunächst einmal der Einsatz von Vollzügen vorgesehen, was schon einer Kapazitätserhöhung von 33 Prozent entspricht.
- Bis Ende 2024 ist es aufgrund der umfangreichen Arbeiten an den Fahrzeugen der BR 480, 481 und 485 kaum möglich, in den Werkstätten eine größere Unterstützung für die Historischen S-Bahn zu leisten. Daher wird es wohl auf absehbare Zeit keinen Einsatz dieser Züge im Netz geben.

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