- am 26.10.2015
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Das neue U-Bahn-Geschoss Marienplatz ist fertig gestellt

Das Zwischengeschoss im 1971 eröffneten U- und S-Bahnhof Marienplatz erstrahlt in neuem Glanz. Die insgesamt ca. 4.200 qm große Verteilerebene im Herzen der Münchner Innenstadt präsentiert sich nach rund dreieinhalb Jahren Umbau unter laufendem Betrieb nun in zeitgemäßer Optik. Der Marienplatz zählt zu den am stärksten frequentierten U- und S-Bahnstationen in München mit mehr als 200.000 Fahrgästen pro Tag.
Optisches Highlight und in der bisherigen öffentlichen Wahrnehmung durchaus polarisierendes Merkmal des Bahnhofsbauwerks ist die neue Decke in Orangerot. Das Konzept für die Neugestaltung stammt von dem Münchner Büro Allmann Sattler Wappner Architekten und dem Lichtdesigner Ingo Maurer. Ihr gemeinsamer Entwurf hatte beim 2010 durchgeführten Realisierungswettbewerb den Zuschlag erhalten. Die Stadtwerke München (SWM), die für das Zwischengeschoss in diesem U- und S-Bahnhof zuständig sind, investierten als Bauherr gut 30 Millionen Euro in den Umbau.
Der Marienplatz ist das dritte modernisierte Bahnhofsbauwerk der Münchner U-Bahn, nachdem die Stationen Münchner Freiheit (komplett) und Hauptbahnhof (Sperrengeschoss) bereits eine Rundumerneuerung erhalten haben.
Das Zwischengeschoss am Marienplatz wurde ähnlich wie am Hauptbahnhof im Rahmen der Modernisierung völlig neu strukturiert. Es war bis dato geprägt durch diverse An- und Einbauten – verstellt und unübersichtlich, auch durch die Platzierung von Verkaufsräumen im Mittelbereich. Das wirkte planlos und wenig einladend. Die gesamte Ebene machte zuletzt einen abgenutzten und dunklen Eindruck. Das neue Raumkonzept basiert auf einem klaren Grundriss, der Ordnung und Übersichtlichkeit in das Zwischengeschoss bringt. Kern dieser Gestaltung ist der rund 1.700 qm große Zentralbereich: Hier ist eine freie Mittelzone entstanden, ein funktionales Zentrum, in dem die Zugänge zu den Bahnsteigen sowie Automaten und Informationsmöglichkeiten für die Fahrgäste konzentriert sind. An die Zentralhalle schließen sich seitlich die Passagen von und zu den Ausgängen des Zwischengeschosses an. Hier befinden sich Läden, das zwischenzeitlich zum Sewndlinger Tor ausgelagerte MVG Kundencenter sowie der SWM und M-net Shop.
Auf Vorschlag des Lichtdesigners wurde die Decke im Zentralbereich in besagtem Orangerot gestaltet – ein bewusst gewählter Farbton, den die Gestalter mit Verweis auf die Farbpalette des verstorbenen Münchner Künstlers Rupprecht Geiger gewählt haben. Es handelt sich dabei um eine Interpretation des klassischen Orange der Bahnsteigebene, für das der U-Bahnhof seit mehr als 40 Jahren bekannt ist. Der Zentralbereich im Zwischengeschoss erhält durch diese farbliche Note eine unverwechselbare Charakteristik. Der Mittelbereich mit seinen Zugängen zu den Bahnsteigen ist so schon aus den Passagen als Ziel erkennbar. Die integrierte LED-Beleuchtung sorgt mit 1.062 „Lichtlinien“ für eine größere Grundhelligkeit und tut ihr Übriges, um einerseits die orangerote Decke gekonnt in Szene zu setzen und andererseits den Mangel an Tageslicht und Raumhöhe auszugleichen. Darüber hinaus ist sie durch ihren geringen Stromverbrauch besonders umweltfreundlich.
Im Gegensatz zur orangeroten Decke steht die zurückhaltende Wandgestaltung im Zentralbereich. Hier wurden silberfarbene Verkleidungen verwendet, die blau hinterlegt sind und sich durch ihre schlichte Optik bewusst von der markanten Deckenverkleidung absetzen. Im Bereich der Auf- und Abgänge zu den Bahnsteigen sowie in den dortigen Treppenhäusern sind die orts- und bauwerkstypischen blauen Wandkacheln erhalten geblieben. Somit wurde ein prägendes Stilelement der bisherigen Bahnhofsarchitektur in das neue Erscheinungsbild überführt. Das MVG Kundencenter wurde modernisiert und neu gestaltet. Hier stehen in moderner Optik acht Arbeitsplätze zur Verfügung. Zwei davon haben eine besonders behindertengerechte Ausstattung: Ihre Tischplatten sind niedriger als bei den sechs übrigen Schaltern – und damit zum Beispiel auch für Rollstuhlfahrer gut zu erreichen. Zusätzlich gibt es einen einen angegliederten Ticket- und Informationsschalter mit langen Öffnungszeiten. In der Decke finden sich große runde Lichtelemente, die Oberlichtern gleichen; sie sorgen für Helligkeit und schaffen damit eine angenehme Atmosphäre. Direkt angrenzend an das neue Kundencenter befindet sich der neue SWM und M-net Shop mit insgesamt fünf Beraterplätzen. Die Gestaltung des Innenausbaus übernahm in beiden Fällen das Münchner Büro Palais Mai.
Das MVG Leit- und Informationssystem umfasst insgesamt 30 beleuchtete Schilder, die eine leichtere Orientierung als die alte Beschilderung sowie eine bessere Erfassbarkeit und Lesbarkeit der Informationen ermöglichen. Sämtliche Zugänge sind mit Buchstaben gekennzeichnet (A bis F), die sich sowohl im Leit- und Informationssystem als auch im Umgebungsplan wiederfinden und so den Fahrgast
durchgängig und eindeutig in Richtung seines Ausgangs leiten. Alle drei Aufzüge im Sperrengeschoss wurden im Zuge der Modernisierung erneuert und gläsern gestaltet. Sie sind deutlich zuverlässiger unterwegs als ihre Vorgänger und vor allem auch schneller, was mehr Beförderungskapazität bedeutet.
Wie schon an der Münchner Freiheit und am Hauptbahnhof wurde am Marienplatz die Chance ergriffen, die vorhandenen Verkaufsflächen im Rahmen der Modernisierung zu erweitern, das Angebot qualitativ zu verbessern und dabei auch bisher ungenutzte Nebenflächen effizienter zu nutzen. Die als Ladenpassagen gestalteten Ladenflächen in den Randzonen der U-Bahnstation umfassen nun 10 Einheiten auf rund 730qm (bisher knapp 190qm). Einheitliche Gestaltungsvorgaben sorgen dafür, dass sich die Läden gut in die neue Gesamtoptik einfügen und die hohe Aufenthaltsqualität unterstützen. Sämtliche Ladeneinheiten verfügen nun über eine Lüftungsanlage. Die Pachteinnahmen leisten, wie man nicht verheimlicht, auch Deckungsbeiträge für die Finanzierung von Modernisierungsmaßnahmen in weiteren U-Bahnhöfen.
Zusätzlich wurden im Zuge der Umbauarbeiten die zum Bahnhof gehörenden Betriebsräume im zweiten, dritten und vierten Untergeschoss auf einer Fläche von insgesamt ca. 3.600 qm erneuert und damit aus dem Ambiente der späten 60er Jahre in eine zeitgemäße Raumplanung und Architektur überführt. In diesen Räumen befinden sich unter anderem technische Einrichtungen für den U- und S-Bahnbetrieb, aber auch Büroflächen, Aufenthaltsräume und Umkleiden. Die dortigen Decken enthalten eine Akustiklösung zur Schalldämmung und integrierte LED Leuchten, die den Räumen eine helle und freundliche Atmosphäre geben. Für die Mitarbeiter ist ein zusätzliches internes Verbindungstreppenhaus entstanden, das gleichzeitig nach neuestem Brandschutzkonzept als Rettungstreppenhaus fungiert. (Auf dem SWM-Pressefoto kommt die markante Deckenverkleidung gut zur Geltung.)

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