- am 24.02.2008
- auf der Aktuellseite Nordrhein-Westfalen
- in der Kategorie Nahverkehr Rheinland
100 Jahre Päädsbahn zwischen Bonn und Endenich
Für den einen oder anderen Kutscher der Bonner „Päädsbahn“ wird der 22. Februar 1903 wohl ein ganz besonderer Arbeitstag gewesen sein. An diesem Sonntag lenkten die Fuhrmänner ihre Pferde nicht auf den üblichen Routen durch die Stadt, sondern kutschierten die ein PS starke Straßenbahn erstmals weiter bis nach Endenich.
Eine gelungene Premiere: Nun gab es eine dritte Pferdebahnlinie in der Stadt und für die Bonner die Möglichkeit, mit einem öffentlichen Verkehrsmittel schnell in die Nachbargemeinde Endenich zu gelangen. Bislang ging das per Pedes, Drahtesel oder Droschke – und jetzt ganz modern auf Schienen: An der Poppelsdorfer Allee konnten die Fahrgäste in die schaukelnde „Päädsbahn“ einsteigen und sich über die Quantius- und Colmantstraße zur Endenicher Allee und von dort über die Thalstraße bis zum Markt in Endenich bringen lassen.
Die Geburtsstunde der ersten Bonner Straßenbahn hatte mit der Eröffnungsfahrt der „Päädsbahn“ am 19. April 1891 geschlagen. Seither trotteten Pferdebahnen Tag ein Tag aus durch die Innenstadt und nach Poppelsdorf – und das schon fahrplanmäßig alle zehn Minuten. Der neue Service stieß bei den Bonnern schnell auf große Begeisterung, schließlich kamen sie jetzt ganz einfach und bequem in die verschiedenen Ecken der Stadt. Über 500.000 Fahrgäste nutzten im ersten Betriebsjahr die gewonnene Mobilität. Kein Wunder, dass die Pferdetramstrecken bald innerhalb der Stadt und in die Nachbargemeinden Kessenich und Endenich erweitert wurden.
Mit der Jungfernfahrt der „Päädsbahn“ nach Endenich am 22. Februar 1903 hatte das Pferdebahnnetz mit 9,5 Kilometern Länge seine größte Ausdehnung erreicht. Um den treuen Vierbeinern nach getaner Arbeit den weiten Weg zurück von Endenich zum Betriebshof in der Reuterstraße zu ersparen und die Wagen auch vor Ort reparieren zu können, entstand in der Pastoratsgasse ein zweites Depot mit Stallungen für die Pferde.
Die rumpelnden Straßenbahnwagen sollten jedoch nur eine kurze Zeit auf dem Weg nach Endenich zu sehen sein. Bald witterte die „Päädsbahn“ die starke Konkurrenz eines neuen Verkehrsmittels: Die erste elektrische Straßenbahn brauste seit dem 21. Mai 1902 zwischen Bonn und Beuel über die Schienen.
In zweifacher Hinsicht ein zentrales Ereignis in der Bonner Nahverkehrsgeschichte: Nicht nur, dass die neue Straßenbahn mit Strom betrieben wurde, die „Elektrische“ rollte auch in Regie der Stadt durch die Straßen – eine Verantwortung, die die Bonner Stadtväter noch bei der Pferdebahn gescheut hatten. Doch die Zeiten hatten sich geändert und die Stadtherren überlegten, die bis dato privat getragene Pferdebahn in das städtische Verkehrsunternehmen einzubeziehen. Am 1. November 1905 war es soweit: Die „Päädsbahn“ wechselte den Besitzer. Zu diesem Zeitpunkt bestand der Pferdebahnbetrieb aus 93 Pferden, 22 offenen und 25 geschlossenen Wagen.
Die Übernahme durch die Stadt hatte für das beschauliche Verkehrsmittel weitreichende Folgen. Der Komfort und die Schnelligkeit der „Elektrischen“ hatten die Bonner Stadträte auf den Geschmack gebracht – und sie waren sich einig: Die Pferdebahn sollte in eine leistungsfähigere elektrische Straßenbahn umgewandelt werden. Dieser Beschluss bedeutete das „Aus“ für die Bonner „Päädsbahn“. Nach und nach stellte die Straßenbahn auf vier Hufen ihren Betrieb auf den verschiedenen Strecken ein.
Am längsten trotzten die Pferdebahnen nach Endenich und Kessenich dem Fortschritt des Bonner Nahverkehrs. Vergeblich: Auch in den neuen Bonner Vororten, die seit Juni 1904 zu Bonn gehörten, hielt das elektrische Schienenzeitalter Einzug. Am 4. Oktober 1907 endete die Geschichte der Endenicher Pferdebahn. An diesem Tag ratterte die elektrische Straßenbahnlinie 5 von der Meckenheimerstraße nach Endenich.
Mehr als vier Jahre hatte die „Päädsbahn“ ihre Fahrgäste mit einer Spitzenleistung von einer Pferdestärke durch die Straßen nach Endenich chauffiert, bevor sie sich in den frühen Ruhestand verabschieden musste. Nur noch 17 Pferde und fünf geschlossene Wagen blieben vom Fuhrpark übrig. Endgültig ausgetrabt hatte die Bonner „Päädsbahn“ dann zwei Jahre später, als sich zum letzten Mal ein Pferdebahnwagen nach Kessenich aufmachte.

Alle Rechte an den hier veröffentlichten Texten und Bildern liegen ausschließlich bei BahnInfo
bzw. den jeweiligen Autoren. Eine weitere Veröffentlichung der Bilder und Texte (dazu zählt
auch die Verwendung auf anderen Internetseiten) ist ausschließlich mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung der BahnInfo-Redaktion bzw. des jeweiligen Autoren gestattet.