- am 22.11.2013
- auf der Aktuellseite München
- in der Kategorie U-Bahn
Münchner Fahrgast-TV geht auf Sendung
In München geht (erneut) ein Fahrgast-TV auf Sendung: Nachdem es Mitte des vergangenen Jahrzehnts schon einmal erste Tests gab, soll das neue Angebot nun mit einem neuen Anbieter dauerhaft etabliert werden.
Auch das jetzt an den Start gehende System hat bereits eine längere Vorgeschichte. Es wurde bereits 2010 vorgestellt. Dass seitdem drei Jahre Zeit verstrichen sind, ist unter anderem auf das aufwendige Ausschreibungsverfahren für die erforderliche technische Ausrüstung, zwischenzeitlich aufgetretene Serienschäden bei der U-Bahn mit der Folge fehlender Werkstatt-Kapazitäten zur Ausrüstung der Wagen und das anspruchsvolle Genehmigungsverfahren bei der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) zurückzuführen. Dabei war unter anderem nachzuweisen, dass sich die neuen Systemkomponenten in den U-Bahnzügen und im Bereich der Infrastruktur nicht auf die bestehende Fahrzeug- und Streckentechnik auswirken.
Wie in anderen Städten auch handelt es sich bei dem neuen Angebot um einen Mix aus Fahrgastinformation und Infotainment. Hierzu gibt es jeweils zwei Monitore; der linke ist für Fahrgastinformationen der MVG reserviert, der rechte Bildschirm für das Zusatzangebot. Zum Informationsangebot zählen der Linienverlauf mit Endstation, die nächste Haltestelle mit Umsteigemöglichkeiten, die Ausstiegsseite und die Uhrzeit. Darüber hinaus werden entsprechend des Ausbau-Standards minutengenaue Echtzeitinformationen über Anschlussmöglichkeiten an der jeweils nächsten Haltestelle zur Verfügung gestellt. Diese Live-Daten kommen direkt aus den MVG-Betriebsleitsystemen. Bei Bedarf kann das MVG-Betriebszentrum außerdem eine Tickerzeile mit aktuellen Informationen aus dem laufenden Betrieb einblenden.
Der rechte Monitor für das Infotainment zeigt, wie es so schön heißt, "einen bunten Mix" aus Nachrichten, Service, Unterhaltung und Werbung. Das 15-minütige Programm besteht zu 80 Prozent (ca. 12 Minuten) aus redaktionellem Inhalten und zu 20 Prozent aus Werbung (ca. 3 Minuten). Es wird mehrmals täglich aktualisiert. 15 Prozent der Sendezeit füllt die MVG mit aktuellen ÖPNV-bezogenen Informationen (Fahrplanänderungen, Sonderverkehre, Baustelleninfos, besondere Tarifangebote usw.). Dafür hat das Unternehmen ein eigenes Infoteam aufgebaut, das künftig diese MVG-Inhalte kontinuierlich gestalten wird. Nachrichten aus München, Deutschland und der Welt, lokale Veranstaltungstipps und Münchner Themen werden weitere Schwerpunkte bilden.
Das System ermöglicht außerdem auch in den älteren A- und B-Zügen eine automatische Haltestellenansage, wie sie bei Bus, Tram und C1-Zügen längst Standard ist.
Die Inhalte für die Infotainment-Seite des Fahrgastinformations- und Infotainmentsystems liefert die Firma mc R&D GmbH. Dieser Anbieter kommt aus Berlin ("Berliner Fenster"). Er wird das Infotainment-Programm unter dem Namen "Münchner Fenster" als eigenständiges Medium führen. Zu diesem Zweck wurde in München eine eigene Niederlassung gegründet. Um eine hohe Qualität der redaktionellen Inhalte sicherzustellen, arbeitet das Münchner Fenster auch mit führenden regionalen und überregionalen Nachrichtenanbietern wie der Süddeutschen Zeitung und dem Bayerischen Rundfunk zusammen. Darüber hinaus bietet das Medium eigene Formate wie etwa das Kinomagazin „Cineline“ an.
Bei der U-Bahn sind aktuell 15 Doppeltriebwagen (30 Einzelwagen) mit insgesamt 240 Bildschirmen ausgestattet, die in den nächsten Tagen im Betrieb gehen. Nachdem die TAB grünes Licht für den Start des neuen Systems gegeben hat, kann die Ausrüstung weiterer U-Bahn-Wagen nun aufgenommen werden. Dabei sollen solche Wagen nachgerüstet werden, die noch mindestens 10 Jahre in Betrieb bleiben. Die 21 neuen C2-Züge, die bis 2015 ausgeliefert werden, werden bereits ab Werk mit dem Info-System ausgerüstet. Insgesamt 600 Wagen mit rund 4.000 Bildschirmen (2.000 Doppelmonitore) sollen im Endausbau im Netz unterwegs sein. Die MVG geht davon aus, dass die Ausrüstung insgesamt ca. drei Jahre beanspruchen wird, da die Züge nur begrenzt für Umbauten in der Werkstatt zur Verfügung stehen. Das neue System wird auch bei der Tram Einzug halten, wo derzeit rund 50 R.2.-Züge, zwei R.3.-Züge, die 14 Variobahnen und die acht neuen Avenios bereits mit Monitoren ausgestattet sind.
Technisch realisiert wird die Überspielung der Fahrgastinformation und der Infotainmentinhalte auf die Fahrzeuge bei der U-Bahn durch ein neues Datenfunkübertragungssystem, das parallel zur Nachrüstung der Züge aufgebaut wird. Derzeit sind im Münchner U-Bahnnetz bereits 35 so genannte Access Points für das Infotainment installiert; gegen Ende des Jahres werden es 50 sein. Diese sind an Endbahnhöfen, in Wendeanlagen sowie zunächst entlang der U3 und U6 zusätzlich im Innenstadtbereich installiert. Damit ist es möglich, auf allen U-Bahn-Linien entsprechend dem Ausrüstungsstand der Wagen den Linienverlauf (auf dem linken Bildschirm) sowie das Infotainment-Programm des Münchner Fensters zu zeigen. Bei der U3 und der U6 wird zusätzlich auch bereits die zweite Ausbaustufe, nämlich die Anzeige der Anschlüsse an wichtigen Umsteigehaltestellen in Echtzeit, realisiert. Auf diesen beiden Linien wird daher in der Anfangszeit der Einsatzschwerpunkt liegen. Im kommenden Jahr sollen weitere rund 150 Access Points installiert werden, so dass dann bereits 200 „Datentankstellen“ bestehen, was der Hälfte der insgesamt geplanten 400 entspricht. Mit diesem Ausbau wächst dann Zug um Zug die Zahl der Umsteigebahnhöfe mit Anschlussinformationen; außerdem kann das Programm des Münchner Fensters in immer kürzeren Abständen aktualisiert werden. Bei der Tram wird derzeit eine Lösung über UMTS vorbereitet, 2014 soll dort der Sendestart sein. (Bild von der ersten Präsentation am 21.11.2013: SWM/MVG)
Alle Rechte an den hier veröffentlichten Texten und Bildern liegen ausschließlich bei BahnInfo
bzw. den jeweiligen Autoren. Eine weitere Veröffentlichung der Bilder und Texte (dazu zählt
auch die Verwendung auf anderen Internetseiten) ist ausschließlich mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung der BahnInfo-Redaktion bzw. des jeweiligen Autoren gestattet.