- am 08.04.2009
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Gastkommentar: Ein Autobauer und Flugzeugtechniker wird Bahnchef
Der neue Bahnchef ist wie der alte - bis zu seiner Berufung zum "zweitverrücktesten Job Deutschlands" hatte er keinerlei berufliche Erfahrung mit dem System Schiene. Ja, er arbeitete sogar für die Konkurrenz - als Manager bei Daimler und bei EADS. Ist mit so einer Personalie ein Neuanfang möglich, wie ihn viele Fahrgäste, Politiker und Bahnexperten fordern? Wird sich Grube jetzt für die Eisenbahn begeistern können und sich für ihre Gleichberechtigung gegenüber anderen Verkehrsträgern einsetzen? Zum Beispiel für ein Ende der Subventionierung des Flugverkehrs. Oder wird er weiter wie Mehdorn am internationalen Logistikanbieter feilen, den Regionalverkehr in der Fläche vernachlässigen und absolute Gewinnmaximierung betreiben? Mehdorn kaufte für die Bahn AG viel ein: Schenker, Romtrans, Chiltern Railways, EWS. Auch Grube arbeitete bei Daimler an der Expansion: So war er entscheidenend an der Fusion mit Chrysler, der sogenannten "Welt AG" beteiligt.
Tiefensee lobte Grubes "hohe soziale Kompetenz". Die "tiefe Vetrauenskrise" müsse überwunden werden. Nichts von der zukünftgen Ausrichtung der Bahn. Das deutet eher daraufhin, dass die DB AG weiterarbeiten wird wie bisher, nur mit netterem Umgangston. Rationalisierung mit freundlichem Antlitz.
Die Gewerkschaften haben einige Bedingungen vereinbart, doch diese gelten nur mittelfristig ("derzeit" kein Börsengang). Über das große Ziel der Bahn wurde nicht diskutiert. Eigentlich sollte eine schnelle Veräußerung von 24,9 Prozent der Aktien an der DB ML AG im Herbst letzten Jahres die Zukunft der Bahn als Wahlkampfthema ausblenden. Nun könnte sie es doch werden, das wäre im jeden Fall im Sinne von uns Fahrgästen: Damit die Bahn endlich ihre Vorteile ausspielen kann und ihren Beitrag für ein bessere Klima und weniger Individualverkehr leistet. Nicht an der Bahn sollte gespart werden, eine starke Bahn spart Kosten!
Daniel Bertholdt
(Grüne Jugend Charlottenburg - Wilmersdorf)
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