- am 12.01.2018
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München wird Milliarden in den Ausbau des Nahverkehrs investieren
München wächst und auch das Verkehrssystem der bayerischen Landeshauptstadt steht vor enormen Herausforderungen. Der Stadtrat der Landeshauptstadt wird 2018 mehrere Beschlüsse zu zentralen Infrastrukturvorhaben fassen, um das Münchner Schienennetz angesichts der weiter steigenden Bevölkerungszahl und Fahrgastnachfrage deutlich zu erweitern. Bereits im Januar wird sich der Stadtrat mit der U-Bahn-Linie U9 und der Tram-Nordtangente befassen. Im Frühjahr soll der Trassierungsbeschluss zur Tram-Westtangente auf die Tagesordnung kommen. Zu weiteren Vorhaben zählen im Osten die U4 nach Englschalking, die Erschließung von Freiham im Westen mit der U5 sowie der Ausbau im Münchner Norden zwischen Kieferngarten und Am Hart samt Bayernkaserne. Für Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist die Verkehrsplanung das zentrale Zukunftsthema seiner Stadt. Mit einem Investitionsvolumen von rund 5,5 Milliarden Euro soll der ÖPNV in den nächsten Jahrzehnten so umfangreich ausgebaut werden wie nie zuvor. Die U9 ist für ihn das Herzstück des U-Bahn-Ausbaus und entspricht von ihrer Bedeutung und Dimensionen der 2. Stammstrecke bei der S-Bahn. Wer regelmäßig unterwegs ist, erlebe die Überfüllung vor allem auf den inneren Streckenabschnitten, zum Beispiel auf den Linien U3/U6 oder bei der U1/U2. Hier ist die Entlastung durch die U9 dringend.
Der gesamte Ausbau wird fast 40 Kilometer neue Strecken schaffen und das Schienennetz um rund 20 Prozent erweitern. Auch der Koalitionspartner CSU sieht in der ÖPNV-Offensive den Grundstein für einen leistungsfähigen ÖPNV in der Stadt von morgen. Dazu brauche es einen großen Wurf, den die Christsozialen im U-Bahn-Ausbau sehen. So werde man im Westen die U5 nach Freiham und die U26 im Norden voranbringen.
Sämtliche Ausbauvorhaben im Volumen von 5,5 Milliarden müssen finanziert werden. Deshalb betont man seitens der Stadt, dass die bestehenden Förderinstrumentarien kein ausreichendes Potenzial bieten. Dringend notwendig sind daher eine massive Aufstockung der Mittel und eine Anpassung des bestehenden Bewertungsverfahrens. Hier ist eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung des Verfahrens der Standardisierten Bewertung zur Ermittlung der Förderfähigkeit von Schienen-Neubauvorhaben unumgänglich. Die jüngsten Änderungen reichen noch nicht aus, um für Metropolen wie München, die auf Entlastungsstrecken wie die U9 und deren anteilige Mitfinanzierung durch staatliche Mittel angewiesen sind, positive Bewertungsergebnisse zu erzielen. Darüber hinaus gilt es, bei der Förderung auf mindestens eine Gleichbehandlung von Straße und Schiene hinzuwirken. Während bei Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet dieErhöhung der Leistungsfähigkeit der Straße für die Bewilligung einer GVFG-Förderung ausreicht, muss bei ÖPNV-Projekten nach wie vor die Hürde des positiven Kosten-Nutzen-Verhältnisses genommen werden.
Im folgenden eine Konkretisierung der Ausbauvorhaben:
U-Bahn U9 (Implerstraße – Münchner Freiheit, ca. 10,5 km)
Für die U9-Spange liegen vertiefte bauliche Untersuchungen vor. Demnach ist die geplante Neubaustrecke baulich realisierbar, wobei zur tiefergehenden Detaillierung noch weiterer Untersuchungsbedarf besteht. Als Vorzugsvariante haben die SWM in Zusammenarbeit mit dem Baureferat, dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung sowie externen Planungsbüros eine Verbindung von einem neu zu bauenden Bahnhof Impler-/Poccistraße über den Esperantoplatz östlich der Theresienwiese, den Hauptbahnhof, das Pinakothekenviertel, den Elisabethplatz und die Münchner Freiheit bis zur Dietlindenstraße identifiziert. Die Kosten könnten rund drei Milliarden Euro betragen.
U-Bahn U5 (Pasing Bf. – Freiham Zentrum, ca. 4,5 km)
Die bereits auf den Weg gebrachte Anbindung Pasings über die U5 via Laimer Platz soll weiter in Richtung Westen geführt werden. Einer U-Bahn-Anbindung des neuen Stadtteils Freiham wird eine höhere verkehrliche Wirkung für den ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr als einer Tramverbindung beigemessen, auch wenn sie wesentlich teurer ist. Die verlängerte U5 soll den Pasinger Bahnhof in Ost-West-Richtung mit Freiham Zentrum verbinden, während Busse die Feinerschließung im Quartier übernehmen müssten. Die Kosten für die U5-Verlängerung nach Freiham werden auf mindestens 750 Millionen Euro geschätzt. Die U5-Verlängerung könnte erst zwischen 2035 und 2040 in Betrieb gehen. Bis dahin müsste man sich mit Expressbussen für den schnell wachsenden Stadtteil behelfen.
U-Bahn U4 (Arabellapark – Englschalking ca. 2 km)
Im Münchner Nordosten soll die U4 vom Arabellapark bis nach Englschalking verlängert und dort mit der S8 verknüpft werden. Dabei wird es auch um die Frage gehen, ob die U4 im Zuge der sich abzeichnenden Siedlungsentwicklung östlich der S8-Trasse (SEM Nordost) über Englschalking hinaus Richtung Messe ausgebaut werden soll. Zwei von drei Planungsvarianten für die Ausgestaltung des Siedlungsgebiets sehen eine Verlängerung der U4 bis zur Messestadt Riem mit ein oder zwei neuen U-Bahnhöfen im Neubaugebiet und Anschluss an den S-Bahnhof Riem vor. Ergänzend zur U4 wird eine Feinerschließung mit der Tram untersucht.
U-Bahn U26 (Am Hart – Kieferngarten, ca. 4 km)
Tram 23 (Schwabing Nord – Bayernkaserne, ca. 2 km)
Die Erweiterung des U-Bahnnetzes um die U9-Spange ist Voraussetzung für die Schaffung einer Querverbindung mit dem Arbeitstitel U26 zwischen Am Hart und Kieferngarten. Sie soll im Anschluss an die U9 gebaut werden. Die Nord-Süd-Erschließung des Areals der ehemaligen Bayernkaserne wird die Tram 23 übernehmen, die von ihrer heutigen Endhaltestelle Schwabing Nord mindestens bis zur Heidemannstraße verlängert wird. Dieses Projekt befindet sich derzeit im Stadium der Vorplanung. Ein Trassierungsbeschluss wird 2019 angestrebt. Bis zur Fertigstellung einer möglichen U26 schlagen die SWM vor, die Ost-West-Achse Am Hart – Kieferngarten durch Expressbusse zu bedienen. Die Kosten werden auf 700 Millionen Euro geschätzt.
Tram-Westtangente (Romanplatz – Aidenbachstraße, ca. 9 km)
Die Tram-Westtangente verbindet zahlreiche U-Bahnlinien und Stadtteile direkt miteinander. Fahrten über die Innenstadt können damit vermieden werden. Die zentralen Umsteigebahnhöfe der U-Bahn werden entlastet. Der Stadtrat entscheidetvoraussichtlich im Frühjahr 2018 über den Trassierungsbeschluss im Westen. Anschließend werden die Stadtwerke die Planungsunterlagen finalisieren, um sie Mitte 2018 bei der Regierung von Oberbayern einzureichen und damit den Antrag auf Planfeststellung zu stellen. Als Bauzeit werden insgesamt ca. drei Jahre erwartet. Ziel ist, die Tram-Westtangente bis 2026 in Betrieb zu nehmen. Die Kosten werden nach derzeitiger Schätzung bei etwa 168 Millionen Euro liegen.
Tram-Nordtangente (Elisabethplatz – Tivolistraße, ca. 2 km)
Die Tram-Nordtangente mit ihrem Teilstück im Englischen Garten stellt einen wichtigen Lückenschluss mit enormer Netzwirkung dar. Mehrere Stadtteile von Laim über Nymphenburg und Schwabing bis nach Bogenhausen werden direkt und ohne Umweg über die Innenstadt auf Schienen miteinander verbunden. Das entlastet auch die U-Bahn.
Die SWM aktualisieren und vervollständigen derzeit die vorhandene Vorplanung, nachdem der Ministerrat des Freistaats Bayern der Wiederaufnahme der Planungen im September 2017 zugestimmt hatte. Der Stadtrat wird noch im Januar 2018 mit dem entsprechenden Grundsatzbeschluss befasst, allerdings ist das Abstimmungsverhalten der CSU noch offen. Ein Trassierungsbeschluss soll 2019 gefasst werden. Der Planfeststellungantrag bei der Regierung von Oberbayern soll dann bis Ende 2019 gestellt werden. Der weitere Zeitplan istunter anderem von der Dauer des Planfeststellungsverfahrens abhängig. Die Kosten werden auf 40 Millionen Euro taxiert. (Grafik: Landeshauptstadt München)
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