- am 03.10.2012
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Fahrgastsprechtag S-Bahn 2012
Am 26.09.2012 fand in der Kantine der Deutschen Bahn an der Caroline-Michaelis-Straße der Fahrgastsprechtag S-Bahn statt. Wie in den Jahren zuvor stellte sich Peter Buchner den Fragen des Publikums und des einladenden Fahrgastverbandes IGEB.
Performance 2012
Für den derzeitigen Fahrplan sind 511 Viertelzüge notwendig. Beim Zählzeitpunkt 7 Uhr wird diese Zahl regelmäßig um einige Viertelzüge unterschritten. Aktuell werden in Berlin 97,2 Prozent der Zugkilometer erbracht, in Brandenburg 100 Prozent. In ungefähr derselben Größenordnung liegt der Behängungsgrad. Die kundenrelevante Pünktlichkeit - bis 5 Minuten Verspätung gilt ein Zug als pünktlich - liegt bei 92 Prozent, die laut Verkehrsvertrag - 3 Minuten - liegt bei 87,6 Prozent. Viele Signalstörungen drücken die Werte ebenso wie zahlreiche Baumaßnahmen. Dabei ist die Baustelle in Nikolassee eine der größten Unpünktlichkeitsverursacher, welche nicht nur die S7 zur unpünktlichsten Linie macht, sondern auch die anderen Stadtbahnlinien in Mitleidenschaft zieht.
Die Vertriebseinnahmen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Nach 335,3 Millionen Euro 2010 und 348,7 Millionen Euro 2011 sind es bisher 238,2 Millionen Euro, und damit jetzt schon 6 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Auch die Abonnentenzahl steigt weiter an, wenngleich nicht mehr ganz so steil wie in den Vorjahren. Derzeit hat die S-Bahn 190.000 Abonnenten.
Fahrzeuge
Baureihe 481: Der Radsatztausch konnte vergangenes Weihnachten abgeschlossen werden und auch nahezu alle Achsen sind ausgetauscht worden. Diese Aktionen allein haben 50 Millionen Euro Kosten verursacht. Neben dem Achstausch wurde auch ein Fettwechsel durchgeführt. Die notwendige Aufarbeitung bzw. der Austausch nach 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung von 2.550 Fahrmotoren konnte ebenso beendet werden wie der Bremszylindertausch nach 1,0 Millionen Kilometer Laufleistung.
Die Besandungsanlagen wurden mit Füllstandskontrollen versehen, die allerdings nur einen Messpunkt bei 30 Prozent Füllungsgrad aufweisen. Ein zweiter Messpunkt, um den Nachfüllungszeitpunkt optimaler ermitteln zu können, hätte eine Neuabstimmung erfordert, die das Programm aus dem Zeitplan geworfen hätte. Besandet werden die Züge nicht nur in den Betriebswerken sondern auch durch mobile Einheiten. Zusammen mit der Firma Knorr-Bremse hat die S-Bahn eine automatische Funktionsüberwachung (basierend auf Magneten) und ein Beheizungssystem für die Besandungsanlagen entwickelt und eingebaut. Die Baureihe 480 soll eine Adaption davon noch bis diesen Winter erhalten. Die Baureihe 485 kommt bekanntermaßen ohne Sand aus. Die Bremsanlage der Baureihe 481 wird weiter optimiert, dies trifft vor allem auf den Gleitschutz zu. Dies soll bis zum Dezember dieses Jahres geschehen. Etwa die Hälfte der Flotte (250 Viertelzüge) ist bereits umgerüstet.
Bezüglich des Fahrmotorenschutzes gegen Flugschnee haben sich verschiedene Filter bei Tests in der Klimakammer in Wien als erfolglos erwiesen. Trotzdem gibt es keine besseren Alternativen, so dass sie auch in diesem Winter wieder zum Einsatz kommen. Die Filter mindern den Scheeeintritt zumindest um 30 Prozent. Bei Revisionen sollen die Verkabelung der Antriebseinheiten vom Boden an die Decke wandern, um diese besser vor äußere Einflüsse schützen zu können. Aber nicht nur im Winter sind die Fahrzeuge der Baureihe 481 anfällig, auch große Hitzewellen im Sommer sind ein Problem, da diese die Bordelektronik zum Überhitzen bringen. Bis Ende des Jahres wird derzeit ein Optimierungspaket definiert, welches unter anderem die Entwicklung eines stabilen Kühlungssystems vorsieht. Die Umsetzung soll dann bis zum Sommer 2013 erfolgen.
Die Lochbleche an den Türschwellen sind nicht so haltbar wie erwartet, so dass auf den weiteren Einbau verzichtet wird. Es hat sich inzwischen auch gezeigt, dass der vorhandene Stahl genauso rutschfest ist.
Wenn alle umfangreichen Maßnahmen abgeschlossen sind, sollen die Klappfenster modifiziert werden, um eine bessere Belüftung der Fahrzeuge ermöglichen zu können. Der Einbau einer Klimaanlage ist kein Thema, da dies eine Neuzulassung der Fahrzeuge erfordere, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erfolgen würde.
Baureihe 480: Neben der bereits erwähnten Besandungskontrolle erhalten die Fahrzeuge stabilere Rahmen für die Klappfenster.
Baureihe 485: Die Wiederinbetriebnahme gestaltet sich weiter schwierig. Bisher sind 66 von 80 Einheiten im Einsatz. Die restlichen 14 sollen noch dieses Jahr folgen.
Die historischen Fahrzeuge sollen zwar wenn möglich wieder zum Laufen gebracht werden, allerdings gibt es hier ähnliche Probleme wie bei der BR 485, so dass dies seitens der S-Bahn eher skeptisch gesehen wird.
Ausschreibung / Neufahrzeuge
"Gott sei Dank ist sie endlich losgegangen", so Buchners Aussage zur Ausschreibung des Teilnetzes Ring, die dieses Jahr erfolgt ist und mit der die dringend notwendige Fahrzeugneubeschaffung zusammenhängt. Die Phase 1 (Teilnahmewettbewerb) ist bis zum 05.11.2012 verlängert worden, da es zahlreiche Nachfragen gab. In der anschließenden Phase 2 wird aus den Teilnehmern der Anbieterkreis ermittelt, an die im Dezember dieses Jahres dann die Ausschreibungsunterlagen versandt werden. 2013 sollen die Anbieter dann ihre Angebote abgeben und 2014 der Zuschlag erfolgen. Im selben Jahr wird auch die Ausschreibung Netz Stadtbahn und schließlich 2016 die Ausschreibung Netz Nord-Süd starten. Die vorgesehene Vertragslaufzeit über 30 Jahre bezüglich der Fahrzeuge lässt die Deutsche Bahn derzeit rechtlich prüfen, da diese lange Zeit unüblich ist.
Die geforderten Neufahrzeuge können frühestens 2017 als Vorserie und 2019 in Serie ausgeliefert werden, so dass die nächsten deutlichen Fahrzeugengpässe schon jetzt absehbar sind. Hieran trägt der Berliner Senat die größte Schuld, hat er doch den Start der seit langem angekündigten Ausschreibung Jahr für Jahr verschleppt. Ein Weiterbetrieb der Altfahrzeuge der Baureihen 480 und 485 über 2017 hinaus wird kaum möglich sein, da der derzeitige Fahrsperreneinsatz nur mit Ausnahmegenehmigungen noch bis 2017 möglich ist. Ein Umrüsten ist vor allem bei der BR 480 aufgrund der zwei Führerstände problematisch. Dazu kommen die Ersatzteilprobleme bei dieser Baureihe. Aber auch für die BR 485 sieht es nicht besser aus. Die derzeitige Wiederinbetriebnahme ist schon ein Kraftakt, der mehr Zeit als geplant beansprucht. Neben den notwendigen ZBS-Einbau, als Ersatz für die Fahrsperren, wird auch GSM-Rail Pflicht, welches den Bündelfunk ablösen wird. Eine Umrüstung der Altfahrzeuge verursacht nicht nur hohe Kosten, sondern mindert noch die Verfügbarkeit dieser Fahrzeuge.
Betriebswerk Friedrichsfelde
Die Wiederinbetriebnahme des Betriebswerkes Friedrichsfelde stellt sich als großen Kraftakt dar, der jedoch lohnenswert ist, zumal das Werk wieder dauerhaft betrieben werden soll. Das Werk wird für zirka 200 Viertelzüge ausgelegt, die vor allem auf den Linien S3, S5 und S75 eingesetzt werden. Die Linie S7, die auch am Werk vorbeifährt, ist dem Betriebswerk Wannsee zugeordnet. Mit dem Budget von derzeit 15 Millionen Euro (bis 2014 20 Millionen Euro) werden die Hallen und die Kanäle saniert sowie die Gleisanlagen komplett neu gebaut. Dabei wird auch der Boden dekontaminiert, der sich in einem deutlich schlechteren Zustand als erwartet befindet. Vier Gleise wird die große Halle beinhalten, drei die kleinere Nebenhalle. Dazu gesellt sich noch eine eingehauste Außenwaschanlage, die in Vollzuglänge erbaut wird und die Züge damit stehend reinigen kann. Im Winter kann diese als Auftaustelle genutzt werden. Zum Betriebswerk Friedrichsfelde gehört die Außenstelle Erkner, die ebenfalls eine Renaissance erlebt.
Baumaßnahmen 2012/2013
Noch in diesem Jahr finden Baumaßnahmen an der Nordbahn zwischen Wollankstraße und Schönholz (S1, S25) statt, die zu einer Vollsperrung über 4 Wochen führen. Am anderen Ende der S1 wird zum 04.11.2012 der Verkehr zwischen Nikolassee und Wannsee wieder aufgenommen, zunächst ohne direkten Anschluss zur S7 in Wannsee. Dies ist erst ab 26.11.2012 wieder möglich, wenn die S7 wieder zweigleisig fährt.
Im Jahr 2013 werden die Grunderneuerungsarbeiten auf der S2 Süd und auf dem Südring zwischen Bundesplatz und Südkreuz (S41, S42, S45, S46) fortgesetzt. Beides findet in den Sommerferien statt. Von Juni bis September geht es entlang der Nordbahn (S1) und von September bis Oktober entlang der Görlitzer Bahn (S8, S9) ebenfalls weiter. Auch die Arbeiten auf der S7 im Grunewald werden fortgesetzt. Dabei wird es über einen längeren Zeitraum zu eingleisigen Betriebsführungen kommen. Während der Baumaßnahmen auf der S7 könnte möglichweise die S1 nach Potsdam verkehren, um nach Potsdam eine größere Fahrplanstabilität zu erhalten. Dies wird aber erst noch geprüft. Nach Beendigung der Unterbrechung der Linie U6 werden im Nordsüdtunnel (S1, S2, S25) Schienen gewechselt.
Die Arbeiten rund um Ostkreuz gehen kontinuierlich weiter. Im April 2013 sollen in Warschauer Straße der neue Bahnsteig B und am Ostkreuz der Bahnsteig Rn1 in Betrieb gehen. An beiden Bahnsteigen werden dann die stadteinwärtigen Züge halten. Der Bahnsteig Rn1 wird durch die S-Bahn nur vorübergehend bis zur Inbetriebnahme des neuen Bahnsteigs D genutzt. Anschließend dient er dem Regionalverkehr.
Als einzige Neubaustrecke ist die "S21" zwischen Wedding bzw. Westhafen und Hauptbahnhof (tief) in Bau, die 2018 in Betrieb gehen soll.
DFI, DSA, RIS, BIS und ZAT
Die Ausstattung der Bahnhöfe mit dynamischen Fahrzielanzeigern (DFI, die LCD-Anzeiger) geht weiter voran. Dieses Jahr folgen noch die Berliner Bahnhöfe der Nordbahn und Oranienburg (beide S1). 2013 geht es weiter entlang der S3 und der der östlichen S5, hier nur innerhalb Berlins, weiter. Ebenfalls DFI erhält nächstes Jahr Bernau (S2). Die bereits vorhandenen in Waßmannsdorf und Flughafen Berlin-Brandenburg sollen in Betrieb gehen, sofern die Eröffnung des neuen Flughafens sich nicht noch weiter verzögert. Die Standorte der Anzeiger auf den Bahnsteigen sind leider nicht immer optimal, ein Umhängen aber auch nicht ohne Weiteres möglich, da hierzu ein neues Planungs- und Genehmigungsverfahren notwendig ist. So wird es erst einmal keine Anpassungen geben. Die S-Bahn will aber nach Abschluss des Programms jeden Standort noch einmal prüfen.
Die Ausstattung mit dynamischen Schriftanzeigern (DSA) erfolgt entlang des Berliner Außenrings (S8), auf der S25 Nord (außer Hennigsdorf), auf dem Brandenburger Gebiet der östlichen S5 (außer Strausberg), in Oberspree und Spindlersfeld (beide S47) sowie in Teltow Stadt (S25) und Wildau (S46). Teilweise hängen die DSA hier schon. Auffallend ist bisher, dass die DSA massiv Probleme mit Zugausfällen haben, also genau dann versagen, wenn sie eigentlich am Nötigsten gebraucht werden.
Im Anschluss an das DFI-/DSA-Programm sind auf den Umsteigebahnhöfen Übergangsanzeiger vorgesehen, ähnlich wie den großen Anzeigern in Südkreuz und am Hauptbahnhof.
Das Reisendeninformationssystem (RIS) liefert seit November 2011 Echtzeitinformationen für bahn.de. Die Einspeisung für vbb.de und der eigenen Webseite s-bahn-berlin.de ist in Arbeit. Hier gibt es noch Probleme mit der Datenverarbeitung. Die Schnittstelle muss darüber hinaus noch für Sonderfälle, wie Sonder- und Ersatzzüge und Gleiswechsel, erweitert werden.
Die Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer über Monitore (ZAT-FM), als Bestandteil der neuen betrieblichen Informationssysteme (BIS) ist inzwischen auf den Ringbahnhöfen Landsberger Allee, Storkower Straße, Sonnenallee, Tempelhof und Schöneberg im Testbetrieb. Prenzlauer Allee wurde aufgrund der schwierigen Lichtverhältnisse aus dem Test herausgenommen. Hier ist die Beleuchtung des Bahnsteigs nicht ausreichend gewesen. Diese Erkenntnis führt bei einer flächenweite Einführung von ZAT-FM dazu, dass die Beleuchtung aller umzurüstenden Bahnhöfe geprüft und wenn notwendig nachgebessert werden muss. Derzeit finden sich auf den Testbahnhöfen gelbe Markierungen auf den Bahnsteigen, die den Lokführer zeigen, an welcher Stelle er für den Testbetrieb halten soll, damit später ein mathematischer Nachweis der Feldstärke des Videosignals erfolgen kann.
Wo noch keine Inforufsäulen aufgestellt wurden, sollen diese im Rahmen der BIS-Umstellung folgen.
Sonstiges
- Die bestellte Zuglänge auf der S8, dort verkehren Halbzüge, wird auch seitens der S-Bahn kritisch gesehen. Vor allem auf dem Ostring ist die Auslastung sehr hoch. Hoffnung auf Besserung besteht, allerdings ist noch unklar wann. Entlastung würde bereits die Wiedereinführung der S85 bringen, die allerdings noch immer nicht absehbar ist. Sie und die Zuglängenverstärkung haben aber die eine höhere Priorität als die noch fehlenden S1- und S3-HVZ-Verstärker.
- Die Umrüstung der Strecken von der Fahrsperre zu PZB erfolgt derzeit im Nord-Süd-Netz. Das Netz Stadtbahn folgt bis 2017 und das Netz Ring im Anschluss daran.
- Der zweigleisige Ausbau der S25 zwischen Schönholz und Tegel steht weit oben auf der Prioritätenliste bezüglich der Ausbaumaßnahmen. Mit ihm soll dann auch der 10-Minuten-Takt kommen.
- Nach einem Urteil im letzten Jahr sind Bahnhöfe öffentlicher Raum, weswegen die S-Bahn (und die DB Station & Service) nur bedingt Unterschriftensammlungen oder ähnliches unterbinden kann. In den Zügen hat sie allerdings mehr Rechte und will dort - vor allem auf der Stadtbahn - stärker das Musizieren und Zeitungsverkaufen eindämmen.
- Die S-Bahn hat 240 Mitarbeiter auf den Bahnhöfen, von denen etwa 50 Prozent mobil sind.
- Bis jetzt sind 50 neue S-Bahnfahrer im Einsatz, weitere Ausbildungen laufen. Der Personallage hat sich damit allerdings noch nicht entspannt. Die S-Bahn erwünscht sich ein Pool aus Lokführern mit S-Bahn-Qualifikation, aus denen sie bei Bedarf kurzfristig Personal akquirieren könnte.
- Die neuen Fahrkartenautomaten werden besser angenommen als erwartet. Sie haben sogar dem personalbezogenen Verkauf Anteile abgenommen. Derzeit gibt es 403 Automaten, 4 weitere sind für den Ostring vorgesehen, 13 stehen noch ungenutzt in Waßmannsdorf und Flughafen Berlin-Brandenburg.
- Die Ausschilderungen auf den Bahnsteigen zu den Bussen ist stark verbesserungswürdig. Momentan stellt sich allerdings die DB Station & Service quer, da sie durch die ständigen Änderungen bei den Buslinienführungen einen hohen Pflegeaufwand sieht.
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