- am 19.11.2006
- auf der Aktuellseite Anhalt und Sachsen
- in der Kategorie Verkehrsverbund Oberelbe
DVB testet Europas ersten Serienhybridbus im Linienverkehr
Spätestens ab Januar 2007 wird auf Dresdens Straßen ein ungewöhnlicher Linienbus unterwegs sein. Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB AG) testen für ein Jahr Europas ersten Serienhybridbus.
Äußerlich kaum von seinen Dresdner "Artgenossen" zu unterscheiden, besitzt der Urbino 18 des polnischen Busherstellers Solaris Bus & Coach einen modernen Hybridantrieb. Dabei arbeitet unter der Motorhaube des Busses ein klassischer Dieselmotor parallel mit zwei leistungsstarken Elektromotoren nebst dazugehöriger Speichereinheit. Außer einem sinkenden Kraftstoffverbrauch, der deutlichen Reduzierung von Schadstoff- und Partikelausstoß und einem leiseren Fahrgeräusch versprechen die Hersteller auch einen höheren Fahrkomfort und weniger technische Ausfälle. Parallel zum Test wird ein Bus mit herkömmlichem Dieselantrieb auf den gleichen Strecken eingesetzt, um exakte Vergleichsdaten zu erhalten.
Präpariert mit jeder Menge Messtechnik, wird der Bus Anfang 2007 zunächst ohne Fahrgäste getestet. Ab Ende Januar befördert er dann auf den Linien 61, 82 und 94 Fahrgäste. Im Wechsel wird ein herkömmlicher Gelenkbus, den die gleichen Fahrer steuern, als Vergleichsobjekt eingesetzt. Fachleute begleiten beide Testreihen und werten die Daten anschließend wissenschaftlich aus.
Der Hybridbus kostet reichlich 400.000 Euro, die von Bund und Land Sachsen gefördert werden. Damit ist er rund 125.000 Euro teurer als ein herkömmlicher Dieselbus. Bestätigen sich die Messwerte, amortisiert sich der Mehraufwand ohne Probleme. Darüber hinaus liefern Umweltschutz und Ressourcenschonung weitere wichtige Argumente zur Beschaffung solcher Busse.
Die Lage auf dem Rohstoffmarkt, ständig steigende Mineralölpreise und die zunehmende Verschmutzung der Umwelt sind Gründe, um nach neuen, alternativen Antriebstechniken zu suchen. Begriffe wie Erdgas, Biodiesel und Brennstoffzellen machen häufig die Runde. Was aber ist umweltfreundlich und ökonomisch sinnvoll? Erdgasantriebe erfordern durch spezielle Tankstellen einen hohen Investitionsaufwand, Busse, die mit Biodiesel fahren, verbrauchen nicht weniger und der Brennstoffzelle fehlt noch die Serienreife. Etwas anders verhält es sich mit dem Hybridantrieb. Während in Amerika schon hunderte Busse mit Hybridmotoren ausgerüstet sind, hat man in Europa diese Entwicklung weitestgehend verschlafen. Der Einsatz in Bussen beschränkte sich bisher auf vereinzelte Prototypen.
Basierend auf dem in Dresden fahrenden Serienmodell vom Typ Urbino 18, der aufgrund des grünen Herstellerlogos von den Dresdnern liebevoll "Dackelbus" genannt wird, baute die Firma Solaris jetzt einen Bus mit der neuen Technik für Dresden. Der amerikanische Hersteller Allison steuerte den Hybridantrieb bei. Das 340 PS Dieselaggregat, dessen Abgasausstoß der Euro-4-Norm entspricht, wird während der Fahrt von zwei Elektromotoren unterstützt. Die beziehen ihre Kraft von einem auf dem Dach befindlichen Energiespeicher, einer speziellen Nickel-Metall-Hydrid-Batterie. Bremst der Bus oder steht überschüssige Diesel-kraft zur Verfügung, wird die 600V-Hochleistungsbatterie geladen. Über ein so genanntes Planetengetriebe koppeln sich die Elektromotoren zur Fahrt ein und entlasten damit den Dieselmotor oder laufen als Generator mit und laden die Batterie. Eine doppelte Steuerelektronik sorgt für die richtige Mischung der Kraftanteile.
Erste Herstellertests mit solch einem Motor lieferten viel versprechende Ergebnisse. Entsprechend den Fahrbahnverhältnissen und der Streckentopografie reduzierte sich im Vergleich zu einem herkömmlichen Dieselbus der Kraftstoffverbrauch um 20 bis 43 Prozent. Der Ausstoß von Stickoxiden ging um 10 bis 39 Prozent zurück und die Partikelemission sogar um 51 bis 97 Prozent. Mit rund 79 Dezibel ist die Geräuschentwicklung des Motors fast mit der eines Pkws vergleichbar. Die doppelte Computersteuerung bietet eine hohe Zuverlässigkeit und kann bei Störungen auch zur Diagnose benutzt werden. Die weiche Schaltung des Busgetriebes verbessert den Fahrkomfort und beschleunigt den Wagen gleichmäßiger.
(Quelle: Presseinformation Dresdner Verkehrsbetriebe AG; Foto: Dresdner Verkehrsbetriebe AG)
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